Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Thomas Hübner darüber, welche Vorteile die App bei der Erkennung von Herzrhythmusstörungen bietet, wie sie Patienten und Ärzten nützt und was eine ISO-Zertifizierung für ein Software-Unternehmen bedeutet.
Herr Dr. Hübner, wie kamen Sie auf die Idee zu Ihrer App "Preventicus Heartbeats"?
Dr. Thomas Hübner: Vor sechs bis sieben Jahren kamen die ersten Apps auf, durch die man mithilfe einer Smartphone-Kamera die Herzrate messen konnte. Das waren reine Gadgets, keine Gesundheitsapplikationen. Daraus entstand bei mir die Idee, ob man mit dem Smartphone nicht nur die Herzrate messen, sondern tatsächlich auch Diagnostik betreiben könnte.
Es ging mir dabei nicht nur um die Herzrate, sondern auch um den Herzrhythmus, denn nichterkannte Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern können Schlaganfälle verursachen. Wenn es nicht entdeckt und therapiert wird, können dabei in den Herzvorhöfen Blutgerinnsel entstehen, die vom Blut irgendwann ins Gehirn geschwemmt werden und dort einen Schlaganfall auslösen können.
Was ist denn der Vorteil der App bei der Erkennung von Herzrhythmusstörungen?
Hübner: Kardiologen setzen hier zur Diagnose normalerweise ein Langzeit-EKG ein, das aber nur circa 20 Prozent aller Patienten mit Vorhofflimmern identifiziert. Das liegt daran, dass Vorhofflimmern häufig nur sporadisch auftritt und nicht notwendigerweise im Zeitraum, in dem das EKG getragen wird.
Mit unserer App fangen wir durch eine regelmäßige Überwachung Vorhofflimmern dann ein, wenn es vorkommt beziehungsweise der Patient Herzstolpern spürt. Das Smartphone ist ja in der Regel immer zur Hand. Bei bestätigtem Vorhofflimmern wird in der Regel eine blutverdünnende Therapie eingeleitet, die die Gefahr eines Schlaganfalls deutlich minimiert. Unsere Kunden benutzen die App sehr regelmäßig und dauerhaft, und darauf kommt es letztlich an.
An wen richtet sich die App?
Hübner: Vor allem an Patienten ab 55 Jahren, die weitere Risiken für Vorhofflimmern und Schlaganfall haben, wie beispielsweise Bluthochdruck oder Diabetes. In diesem Alter verdoppelt sich auch durchschnittlich alle zehn Jahre die Wahrscheinlichkeit, dass man Vorhofflimmern entwickelt. 25 Prozent aller Menschen entwickeln es im Leben.
Welche Funktionen umfasst die App?
Hübner: Die App an sich ist kostenlos. Damit ist auch ein kostenfreier kurzer Vortest möglich. In der kostenpflichtigen Version können die Nutzer mit höchstmöglicher Genauigkeit ihren Herzrhythmus dokumentieren. Die App erstellt einen Report, den ein Arzt wie ein Rhythmus-EKG lesen kann. Wir haben in großen, multizentrischen, internationalen Studien bewiesen, dass die App Vorhofflimmern mit einer Genauigkeit erkennt, die einem EKG gleichkommt.