Was für Herausforderungen bringt so eine Entwicklung mit sich?
Däscher: Jede Geräteentwicklung wird umso komplexer, je mehr verschiedene Ansprüche das Gerät erfüllen soll. Da fließen viele Wünsche von verschiedenen Gruppen ein, wie Produktmanager, Ärzte oder Pflegepersonal. Bei „bellavista“ trug außerdem noch die relativ uneinheitliche Forschungslage dazu bei, dass die Anforderungen an das Gerät sehr komplex wurden. Unsere Kunden müssen eine sehr klare Vorstellung davon haben, was ein Gerät für den Markt leisten sollte, den sie adressieren wollen.
Außerdem werden die Anforderungen für die Zulassung eines Gerätes immer komplexer, was die Entwicklung auch erschwert. Unsere Kunden müssen im Zulassungsprozess immer mehr Informationen offenlegen und sie erwarten auch von uns Hilfe und Know-how für die Zulassung ihrer Produkte.
Worauf legen Hersteller von Medizingeräten heute Wert, wenn sie ein Gerät entwickeln lassen?
Däscher: Es reicht häufig nicht nur, technische Kompetenz zu haben. Kunden erwarten auch Wissen über spezifische Marktsegmente und Anwendungsgebiete. Wenn wir ein Mikroskop für die Augenchirurgie entwickeln, müssen wir natürlich auch etwas von der Mechanik des Auges und entsprechenden Operationstechniken verstehen.
Daneben müssen Dienstleister wie die IMT ein ausreichend großes Team haben. Ein großes Projekt für ein Medizingerät erfordert etwa 20 bis 30 Ingenieure mit einem breit gefächerten Wissen. Bei uns sind das etwa Kenntnisse in Software, Hardware, Mechanik, Qualitätssicherung, Projektleitung und Produktion. Auch letzteres ist entsprechend wichtig, denn wir müssen Kunden dabei helfen, die Serienproduktion umzusetzen.
Sind bestimmte Produkte oder Produktgruppen schwieriger zu entwickeln als andere?
Däscher: Ich sehe das eher nicht aus der Sicht einer bestimmten Produktegruppe, sondern eher von der Anwendung her, die bestimmte schwierige Bereiche verlangt. Bei der Beatmung ist zum Beispiel die Regelungstechnik ein schwieriger Teil, denn sie beeinflusst die Qualität der Beatmung direkt. Das ist für den Patienten spürbar und durch die Messtechnik verifizierbar. Das Problem ist auch hier, dass es zu diesem Thema nicht so viel Grundlagenforschung gibt.
In der Augenoptik ist es zum Beispiel die Präzision. Hier müssen wir Instrumente und Laser im Mikrometer-Bereich steuern können. Das ist die Schwierigkeit.