"Wir wissen heute, dass es hunderte Krebserkrankungen gibt, die sich gegeneinander abgrenzen lassen. Jede dieser Einzelerkrankungen kann sich zudem von Patient zu Patient unterscheiden und im Verlauf der Erkrankung weiter verändern. Die moderne, so genannte personalisierte Krebsmedizin, schneidet die gesamte Behandlung optimal auf den einzelnen Patienten zu", sagt Prof. Martin Bornhäuser, Geschäftsführender Direktor am NCT/UCC Dresden und Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden im Vorfeld des am 4. Februar stattfindenden Weltkrebstages. Neben dem Einsatz maßgeschneiderter medikamentöser Therapien entwickelt das NCT/UCC Dresden auch entsprechende Konzepte für den OP, bei denen Patientendaten zum Planen und Ausführen operativer Eingriffe herangezogen werden. Zum Beispiel sollen innovative Systeme künftig die optimale Schnittführung oder Risikostrukturen in Echtzeit anzeigen.
Die Krankheit Krebs ist so individuell wie die Menschen, die daran erkranken. „Die Krebsmedizin der Zukunft gleicht daher einem Maßanzug, der für jeden Patienten mit höchster Präzision individuell angepasst wird. Denn die enorme Vielfalt von Krebserkrankungen sorgt dafür, dass ein Therapie-Anzug von der Stange bei keinem Patienten exakt sitzt“, sagt Prof. Mechthild Krause. Die Geschäftsführende Direktorin am NCT/UCC Dresden und Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden ist eine der Referentinnen zum Thema personalisierte Onkologie beim 1. Deutschen Krebsforschungskongress, bei dem Vertreter des NCT/UCC am 4. und 5. Februar mit zahlreichen führenden Wissenschaftlern zu den neuesten Forschungsansätzen diskutieren.
Maßgeschneiderte Therapieansätze spielen auch bei der Reduktion von Nebenwirkungen eine wichtige Rolle. So untersuchen Ärzte und Forscher des NCT/UCC Dresden und des NCT Heidelberg in einer aktuellen Studie, ob sich Tumoren des Mund-Rachen-Bereiches, die durch humane Papillomviren (HPV) hervorgerufen wurden, mit einer verringerten Strahlendosis genauso wirksam behandeln lassen, wie mit der bislang standardmäßig verabreichten Strahlenmenge. "Wir senken die Strahlendosis in einem engmaschig überwachten, zweistufigen Verfahren ab, das höchstmögliche Sicherheit für die Patienten garantiert. So hoffen wir, langfristige gravierende Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden und Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns deutlich reduzieren zu können", erklärt Studienleiterin Prof. Mechthild Krause.
Auch in der Krebschirurgie sind immer präzisere, nebenwirkungsärmere Eingriffe möglich. Wissenschaftler und Ärzte am NCT/UCC Dresden entwickeln computergestützte Assistenzsysteme, die den Chirurgen ausgehend von den individuellen Patientendaten beim Planen und Ausführen operativer Eingriffe unterstützen sollen. "Wir bieten dem Chirurgen intelligente Hilfen für seine Arbeit an – ähnlich wie ein Navigationssystem im Auto. Während einer Operation sollen die Systeme beispielsweise in Echtzeit die optimale Schnittführung oder Risikostrukturen anzeigen", erklärt Prof. Stefanie Speidel, Leiterin der Abteilung für Translationale Chirurgische Onkologie. "Voraussetzung für die Entwicklung solcher Assistenzsysteme sind vernetzte Operationssäle, wie sie aktuell im Dresdner NCT-Neubau, aber auch im neuen Chirurgischen Zentrum des Uniklinikums (Haus 32) entstehen. Hier sind eine Vielzahl an Daten verknüpft – zum Beispiel Planungsdaten, während der Operation erzeugte Bilder oder Informationen über den Patienten und aktuelle Vorgänge im OP", sagt Prof. Jürgen Weitz, Geschäftsführender Direktor am NCT/UCC Dresden und Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie.
MEDICA.de; Quelle: Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden