An einigen Kliniken wird das Verfahren nun seit kurzem als spezielles Mikroskop, das mit einer OCT-Funktion ausgestattet ist, auch bei Operationen eingesetzt. "Diese Systeme ermöglichen mit leistungsstarken Prozessoren eine hochauflösende intraoperative Darstellung des OCT-Bildes in Echtzeit und damit gewissermaßen ein Live-Video", erklärt Prof. Lars-Olof Hattenbach, Direktor der Augenklinik des Klinikums Ludwigshafen. "Wir können dadurch mit einer bisher nicht gekannten Präzision operieren", ergänzt Prof. Claus Cursiefen. "Die intraoperative OCT erlaubt eine Gewebedarstellung mit einer Auflösung von bis zu wenigen Mikrometern", fügt der Direktor des Zentrums für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln hinzu. Zum Vergleich: Eine pflanzliche oder tierische Zelle ist etwa zehn bis 50 Mikrometer groß.
OCT-Aufnahmen sind auch aus der Kinderaugenheilkunde nicht mehr wegzudenken. Neugeborene, Säuglinge oder Kleinkinder müssen jedoch wegen fehlender Kooperation in Narkose untersucht werden. "Deshalb ist es hilfreich, die OCT-Technik im OP-Mikroskop jetzt auch im OP-Saal verfügbar zu haben", so Cursiefen. "So lassen sich mit der OCT Operationen bei Kindern besser planen, wobei der Eingriff gleich im Anschluss an die Untersuchung, für die eine Narkose nötig ist, erfolgen kann", sagt der DOG-Experte.
Wichtiges Einsatzgebiet bei Erwachsenen ist die Hornhautchirurgie. Bei einer Hornhauttrübung wurde noch vor einigen Jahren die gesamte „Windschutzscheibe“ des Auges ausgetauscht. "Mit der OCT können wir jetzt beurteilen, welche Teilschichten der Hornhaut wirklich geschädigt sind, und diese Lamellen dann gezielt ersetzen", erläutert Cursiefen. Dank der intraoperativen OCT konnte sich die minimal-invasive lamelläre Transplantationschirurgie in den vergangenen Jahren auch in schwierigen Fällen wie sehr trüben Hornhäuten zu einem Standard entwickeln.
Insgesamt hat die intraoperative OCT Operationen an Vorder- und Hinterabschnitt des Auges vorangebracht. "Die OCT hat sich von einem reinen Diagnostikinstrument zu einem intraoperativen Kontroll-Tool entwickelt, das bessere und schonendere Augenoperationen ermöglicht, und das ist rein technisch gesehen vermutlich erst der Anfang", bilanziert DOG-Präsident Prof. Hans Hoerauf.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft