"Starkes Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhter Blutzuckerspiegel sind Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, die zu einem Organversagen führen können", sagte Prof. Axel Haverich, Direktor der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-Transplantations- und Gefäßchirurgie und Initiator der Studien. "Wir konnten zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Risikofaktoren vermindert und vor Erkrankungen schützt." In den REBIRTH active-Studien trainierten die Teilnehmer regelmäßig unter ärztlicher Betreuung. "Auch transplantierte Patienten profitieren von einem Bewegungstraining. Darauf weisen insbesondere unsere tierexperimentellen Studien hin", so Haverich. Aber auch bei Herztransplantierten konnte ein geringeres Auftreten oder ein Stillstand der Gefäßschaden nach Transplantation erreicht werden.
An der REBIRTH active-Pilotstudie nahmen 67 männliche Mitarbeiter der MHH teil. Für sechs Monate trainierten sie täglich eine halbe Stunde. Als Indikator für die Regenerationsfähigkeit der Zellen wurde u.a. die Länge der Telomere weißer Blutzellen untersucht. Telomere sind die Endstücke von Chromosomen, bestehend aus DNS und Proteinen. Bei jeder Zellteilung werden sie kürzer; dies führt zur Alterung der Zellen. Bei Sport treibenden Teilnehmern der Studie wurde eine Verlängerung der Telomere um sechs Prozent innerhalb von sechs Monaten festgestellt. Dies weist auf eine Erholung der Zellen hin. Demnach konnten die Probanden ihr biologisches Alter mit Hilfe von Ausdauersport deutlich senken.
Rund 290 Frauen über 45 Jahre, die bislang nicht regelmäßig sportlich aktiv waren, nahmen 2013 bis 2016 an der randomisierten Studie REBIRTH active women teil. Sechs Monate lang trieben sie täglich durchschnittlich 30 Minuten Sport. Die erhöhte körperliche Aktivität hatte nur geringfügigen Einfluss auf die Telomerlänge. Dies könnte an der beschränkten Intensität des Trainings gelegen haben. Das sechsmonatige moderate Ausdauertraining verbesserte jedoch die Herz-Kreislauffitness und die Endothelfunktion. Endothelzellen kleiden die Innenwand von Blutgefäßen aus und spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung chronischer Erkrankungen.
Arteriosklerose im Transplantat ist eine bekannte Komplikation, die sich negativ auf die langfristige Funktion von transplantierten Herzen auswirkt. Sie entsteht durch die Immunantwort auf körperfremde Antikörper, wird aber auch durch nicht-immunologische Faktoren beeinflusst. Mäuse, denen ein Teil einer fremden Hauptschlagader implantiert worden war, unterzogen sich einem regelmäßigen körperlichen Training auf dem Laufband. Sie entwickelten eine deutlich geringere Transplantat-Arteriosklerose als die Kontrollgruppe ohne Training. Darauf wiesen u.a. Marker in den Endothelzellen der Blutgefäße hin. Dieser schützende Effekt dürfte auf eine verbesserte Regeneration der Endothelzellen und deren erhaltene Funktionsfähigkeit im Transplantat beruhen.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Transplantationsgesellschaft e.V.