Dabei können sogenannte Surrogatmarker hilfreich sein, um abzuschätzen, ob und inwieweit Interventionen das Risiko reduzieren. Surrogatmarker werden in klinischen Studien begleitend gemessen, sind schneller und einfacher erfassbar als relevante klinische Endpunkte und zeigen die Wirksamkeit von Interventionen in klinischen Studien an.
Im Fachmagazin Circulation zeigen Innsbrucker Epidemiologen nun die Gültigkeit der Intima-Media-Dicke als Surrogatmarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eindeutig auf: Je geringer die Zunahme der Intima-Media-Dicke ist, desto geringer ist auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Intima-Media-Dicke wird dabei an der Halsschlagader mittels Ultraschall erfasst; wie eine solche Messung genau durchgeführt werden soll, wurde im Mannheimer Konsensus (Letztversion Cerebrovasc Dis 2012) standardisiert und festgelegt.
Für ihre Meta-Analyse haben Peter Willeit und Lena Tschiderer von der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: Stefan Kiechl) an der Medizin Uni Innsbruck gemeinsam mit ihrem Team für klinische Epidemiologie und weiteren Kollegen vom Universitätsklinikum Frankfurt einen breiten Ansatz gewählt: "Zur Intima-Media-Dicke als Surrogatmarker gab es bislang kaum umfassende und methodisch einwandfreie Auswertungen. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, haben wir in unserer Analyse eine Vielzahl internationaler Studien – darunter Primär- und Sekundärpräventionsstudien, ältere und aktuelle Studien bis Februar 2020 – einbezogen, die alle auf den Effekt therapeutischer Interventionen auf die Intima-Media-Dicke bzw. auf die Senkung des kardiovaskulären Risikos ausgerichtet waren. Auch eine breite Palette unterschiedlicher Interventionen, wie blutdrucksenkende Medikamente, Statine und Anti-Diabetika wurde berücksichtigt", so Willeit, der in Innsbruck das Proof-ATHERO (Prospective Studies of Atherosclerosis) Konsortium leitet, in dem Atherosklerose-Studien von mehr als 50 Forschungsinstitutionen weltweit vereint und gemeinsam ausgewertet werden.
Der Nutzen des Surrogatmarkers Intima-Media-Dicke für das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen konnte in der aktuellen Meta-Analyse nicht zuletzt durch die Etablierung innovativer statistischer Methoden belegt werden. So wurden die Daten mittels komplexer Methoden aus der Bayes'schen Statistik ausgewertet. "Wir stellten fest, dass sich die Intima-Media-Dicke als Surrogatmarker für verschiedene Arten von Interventionen eignet. Diese Erkenntnis birgt den Mehrwert, dass klinische Studien, die die Intima-Media-Dicke als Surrogatmarker verwenden, rascher und auch in kleinerem Umfang effizient durchführbar sind. Der Effekt eines neuen Medikaments kann damit schneller überprüft werden", kommentiert Lena Tschiderer.
MEDICA.de; Quelle: Medizinische Universität Innsbruck