"Diese erstmals international einheitlichen Richtlinien sind ein Meilenstein in der Versorgung von MS-Patienten", betont Wattjes. "Sie beinhalten nicht nur alle Aspekte der Bildgebung der MS, wir nehmen auch ausführlich Stellung zu sehr wichtigen und aktuellen Themen wie beispielsweise dem sinnvollen Einsatz von Kontrastmitteln oder dem technisch anspruchsvollem MRT des Rückenmarks."
Von dieser "Betriebsanleitung" zum MRT-Einsatz bei MS profitieren in erster Linie die Betroffenen. Denn die Richtlinie gewährleistet eine standardisierte Patientenversorgung, die genaue Empfehlungen gibt, wann, wie und warum eine MRT vorgenommen werden sollte. Das betrifft sowohl die Diagnosestellung als auch die Beobachtung der Patienten während der Therapie und die Einschätzung der Prognose des Krankheitsverlaufs.
"Die Regelung ist quasi der Goldstandard in der Bildgebung bei MS und erforderlich, damit die Aufnahmen überhaupt vergleichbar sind", sagt der Neuroradiologe. Denn ohne verbindliche Standards ist eine Verlaufskontrolle schwieriger, da kaum zu beurteilen ist, ob die typischen Gewebeschädigungen (Läsionen) im Hirn und Rückenmark neu entstanden, oder ob bestehende Läsionen größer oder kleiner geworden sind. Für den Vergleich mehrerer MRT-Scans ist es daher wichtig, dass etwa räumliche Auflösung der Aufnahmen, Kontrastmitteldosis, Magnetfeldstärke oder Positionierung des Gehirns im Scanner unter denselben Bedingungen erfolgt sind.
Die Leitlinien bedeuteten jedoch auch für die behandelnden Ärzte eine enorme Erleichterung, stellt Wattjes fest. Sie erhalten einen konkreten Anwendungsleitfaden für unterschiedliche Patientengruppen und verschiedene Krankheitsstadien – von Kindern mit MS über Schwangere bis hin zu älteren Patienten, bei denen die Krankheit nicht mehr in den typischen Schüben, sondern schleichend verläuft.
"Unser internationales Team hat aktuelle Forschungsergebnisse in die klinische Praxis umgesetzt und genau erarbeitet, was für welchen Patienten zu welchem Zeitpunkt sinnvoll ist", sagt Wattjes. Die genauen Anleitungen sollen Ärzten nun ermöglichen, bessere Diagnosen zu erstellen, die Wirkung von Medikamenten gegen MS individuell und gezielt überwachen und zuverlässige Prognosen zur Krankheitsentwicklung stellen können.
MEDICA.de; Quelle: Medizinische Hochschule Hannover