Beim Vorhofflimmern entsteht ein andauernd unregelmäßiger, häufig beschleunigter Herzschlag. Die Erkrankung ist nicht lebensbedrohlich, kann aber unbehandelt zu ernsten Komplikationen wie Schlaganfällen oder Herzschwäche führen. "Sie entsteht durch Störfelder, die die normale elektrische Weiterleitung im Herzen verhindern und dazu führen, dass sich der Vorhof nicht mehr kontrolliert zusammenzieht", erklärt Prof. Rüdiger Lange, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des DHM.
Durch eine so genannte "Verödung" werden entweder mit Hitze- oder Kältereizen bestimmte Bereiche im Vorhof gezielt zerstört, um die gestörte elektrische Weiterleitung umzulenken und so wieder zu reparieren.
Privatdozent Dr. Markus Krane, stellvertretender Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des DHM, und Prof. Matthias Mann vom Max-Planck-Institut für Biochemie hatten vor zwei Jahren einen so genannten "Herzatlas" erstellt. Sie fanden dabei das Protein Myosin binding protein H-like (MYBPHL), das in zwei Formen existiert und eine wichtige Besonderheit zeigte: Eine der Formen, die Isoform 2, wurde ausschließlich in den Vorhöfen des menschlichen Herzens gefunden.
So kam es zu der Idee, ob MYBPHL als Marker im Blut für Verletzungen im Vorhofgewebe dienen könnte. "Gerade in der Herzmedizin sind Marker zur Vorhersage und Verlaufsbeurteilung wichtig, weil ein schnelles Erkennen von Problemen an so einem essentiellen Organ wie dem Herzen viele Leben retten kann", erklärt Markus Krane.
Es wurden über hundert Blutproben von Patientinnen und Patienten, die unter Vorhofflimmern gelitten hatten und durch eine Verödung therapiert worden waren untersucht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass direkt nach dem Eingriff, als die Patienten auf die Intensivstation kamen, die Konzentration des MYBPHL-Proteins im Blut am höchsten war und über 24 Stunden langsam absank.
So kann durch eine einfache Blutuntersuchung das Ausmaß des gesetzten Vorhofschadens beurteilt und im Verlauf den Therapieerfolg vorhergesagt werden. Dies ist nur möglich, weil der neue Marker den großen Vorteil hat, dass er hochspezifisch für das Gewebe des Vorhofs ist. Sinkt der Wert des neuen Markers ab und weitere Marker für einen Herzmuskelschaden bleiben im Verlauf erhöht, ist davon auszugehen, dass es anderweitige Probleme bei dem Eingriff gibt.
Im nächsten Schritt sollen nun Antikörper hergestellt werden, die nur die Isoform 2 erkennen und so für einen Blutschnelltest eingesetzt werden könnten. Die Entwicklung eines solchen standardisierten Tests würde den flächendeckenden und routinemäßigen Einsatz nach chirurgischen oder interventionellen Eingriffen am Herzvorhof ermöglichen.
MEDICA.de; Quelle: Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Deutsches Herzzentrum München