Biopsien gehören zu den Standardeingriffen in der interventionellen Radiologie. Besteht der Verdacht auf einen Tumor, ist die Magnetresonanztomographie zunehmend die Methode der Wahl. Doch für den Patienten sind die mehrfach erforderlichen Scans unangenehm. Fraunhofer-Forscher haben ein System entwickelt, das Ultraschall- und MRT-Bilder gleichzeitig erfassen kann.
Die so erfassten multimodalen Daten werden permanent aufeinander registriert, so dass der hohe MR-Kontrast mittels Ultraschall außerhalb des Tomographens nutzbar gemacht werden kann. Dadurch ist nur noch ein initialer MR-Scan nötig.
Das Fraunhofer Institut entwickelt das MR-kompatible 256-kanalige Ultraschallsystem DiPhAS KOMBUS.
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Bei einem Tumorverdacht lässt sich mit einer Biopsie klären, ob es sich bei einem verdächtigen Knoten nur um eine harmlose oder um eine krankhafte Gewebeveränderung handelt. In der Regel wird die Untersuchung unterstützt durch Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, bei der die Patienten liegend in eine Röhre, den Tomographen, geschoben werden.
"Bisher wird der Patient für eine erste Aufnahme in den Tomographen gefahren. Im Anschluss plant der Arzt die Biopsie außerhalb des Geräts. Dabei legt er den Stichkanal fest und führt die Nadel etwas in den Patienten ein. Bei einem zweiten Scan wird die Lage der Nadel kontrolliert. Auf diese Weise führt der Chirurg die Nadel sukzessive immer weiter ein, wobei jedes Mal ein erneuter Scan erforderlich ist, um deren Lage zu kontrollieren", beschreibt Dr. Marc Fournelle, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT den zeitaufwändigen Vorgang.
Ein Wissenschaftlerteam am Fraunhofer IBMT hat jetzt gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen am Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS und am Universitätsklinikum des Saarlandes im Projekt KoMBUS (Kombination von MR-Bildgebung und Ultraschall) ein MR-kompatibles Ultraschallsystem entwickelt, das den Vorgang zeitlich verkürzt. Ziel von KoMBUS ist es, den Prozess auf einen Scan im MRT zu beschränken und sowohl die Planung des Biopsiepfads als auch die Punktion unter Ultraschallführung zu ermöglichen. Dies bedeutet nicht nur eine Verbesserung für die Patienten. Durch die Optimierung der Untersuchung mittels Kombination der beiden bildgebenden Verfahren lässt sich auch der Aufwand für die Diagnostik deutlich senken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF fördert das Vorhaben mit 1,4 Mio. Euro. Es läuft bis Ende Dezember dieses Jahres.
Mit dem MR-kompatiblen Ultraschallsystem lassen sich Ultraschalldaten parallel zu den MR-Daten aufnehmen und einander zuordnen. Somit erhält der Arzt zu der passenden aktuellen Atemlage MR-Daten, auch wenn der Patient sich nicht mehr im Tomographen befindet. Der Chirurg kann so mittels Ultraschall und MR-Kontrast die Führung der Nadel unter Echtzeitbildgebung ausserhalb des MRT planen. »Während der Patient atmet, verschiebt sich die Lage der Organe im Körper. Für den Operateur besteht die Herausforderung darin, dass er immer in einer Atemlage planen und stechen muss, da sich die Organe durch die Größenänderung der Lunge verschieben. Andernfalls besteht das Risiko, falsch einzustechen und das gewünschte Gewebe nicht zu treffen«, erläutert Fournelle die Problematik.