Das interuniversitäre Forschungsteam unter Leitung von Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie von MedUni Wien und AKH Wien, führte im Zeitraum von 21. März bis 4. Mai 2020 insgesamt 1688 Nasen- oder Rachenabstrich-Tests an 1016 Krebspatienten durch. Insgesamt vier der Krebspatienten wurden positiv getestet. Die Testergebnisse wurden mit den Daten der österreichweiten SARS-CoV-2-Prävalenzstudie des SORA-Instituts sowie einer Kontrollgruppe von Nicht-Krebspatienten, die am Eingang des Universitätsklinikums AKH Wien getestet wurden, verglichen. Die statistische Analyse, die durch Margaretha Gansterer (Universität Klagenfurt), Arne Bathke, Wolfgang Trutschnig (beide Universität Salzburg) und Norbert Mauser (Universität Wien) durchgeführt wurde, zeigt, dass unter den strikten Sicherheitsvorkehrungen kein erhöhtes Infektionsrisiko für Krebspatienten besteht. Gansterer und Bathke sind auch Mitglieder des Future Operations Clearing Board, einer Plattform von Wissenschaftlern, die der Bundesregierung in der Krise ihre Expertise zur Verfügung stellt. Beide sind überzeugt, dass die Studie von hoher Relevanz für die Entscheidungsträger ist.
"Unsere Daten zeigen eine geringe Rate nachweisbarer SARS-CoV-2-Infektionen bei Krebspatienten. Diese Infektionsrate war mit jener der österreichischen Allgemeinbevölkerung vergleichbar und niedriger als die von Nicht-Krebspatienten, die sich in unserem Krankenhaus vorstellten", erklärt Erstautorin Anna Berghoff von der Klinischen Abteilung für Onkologie von MedUni Wien und AKH Wien. Sie und Matthias Preusser sind auch Mitglieder des Comprehensive Cancer Center Vienna. "Wir berichten, dass sich die fortgesetzte Versorgung und Therapie von Krebspatienten in der Bevölkerung einer von der COVID-19-Pandemie betroffenen europäischen Hauptstadt als machbar und sicher erwiesen hat."
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Krebsbehandlungen in einem großen Krankenhaus einer von der Pandemie betroffenen Metropole bei Einhaltung strikter Sicherheitsvorkehrungen durchführbar sind, ohne dass dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht", erklärt Studienleiter Matthias Preusser, "gleichzeitig unterstreichen unsere Ergebnisse die Notwendigkeit der Umsetzung strenger Richtlinien, um die Sicherheit von Angehörigen der Gesundheitsberufe und Patienten in einer Klink mit einer hohen Patientenfluktuation zu gewährleisten. Insbesondere die regelmäßige Testung zur Identifikation von asymptomatischen infizierten Patienten ist wichtig, da diese sonst das Coronavirus unbemerkt weitergeben können."
Die wesentlichsten Sicherheitsmaßnahmen umfassen Hygienemaßnahmen, Schutzkleidung, Abstandsregeln und regelmäßige Testungen unabhängig von der Symptomatik, um rasch Betroffene identifizieren und isolieren zu können.
MEDICA.de; Quelle: Medizinische Universität Wien