An der Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, beteiligen sich zahlreiche Universitätskliniken und große kommunale Krankenhäuser in ganz Deutschland.
Die Studie RECOVER wird gemeinsam von Prof. Carsten Müller-Tidow, Ärztlicher Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie, und Dr. Claudia Denkinger, Leiterin der Sektion Klinische Tropenmedizin, Zentrum für Infektiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, geleitet. Kooperationspartner am Universitätsklinikum Heidelberg sind das Transfusionszentrum IKTZ, die Virologie und auf der klinischen Seite die Gastroenterologie und Thoraxklinik sowie die Anästhesiologie.
Der therapeutische Einsatz von sogenanntem Rekonvaleszentenplasma ist in der Infektiologie erprobt, wie die Infektiologin Claudia Denkinger ausführt: "Das Konzept ist bekannt und kommt bereits bei anderen Infektionskrankheiten wie Ebola zum Einsatz. In China und Italien setzten Ärzte bereits Rekonvaleszentenplasma bei einigen schwer erkrankten Covid-19-Patienten mit gutem Erfolg ein. Allerdings sind die Patientenzahlen unzureichend, so dass bisher keine klare Aussage zur Wirksamkeit möglich ist. Die Anzahl der einzuschließenden Patienten ist ausgelegt, belastbare Daten speziell bei bestimmten Gruppen von Hochrisikopatienten zu liefern." Um die nötige Aussagekraft zu erreichen, sollen in die RECOVER-Studie rund 170 Patienten eingeschlossen werden.
Krebspatienten seien neben hochbetagten und immungeschwächten Menschen besonders infektionsanfällig, wie der Hämatologe und Onkologe Müller-Tidow betont: "Speziell Leukämien und Stammzelltransplantationen, aber auch eine Chemotherapie bei anderen Krebserkrankungen schwächen die Immunabwehr. Krebspatienten haben daher ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. Mit unserer Studie hoffen wir, eine schnelle und effektive Therapie für Patienten zu schaffen, denn die bisher zur Verfügung stehenden Therapien sind begrenzt."
Bei nachgewiesener Covid-19-Infektion und Anzeichen einer Lungenentzündung erhält ein zufällig ausgewählter Teil der Patienten im Rahmen der Studie insgesamt zwei Gaben Blutplasma. Die Wirkung der Behandlung wird kontinuierlich bis zwölf Wochen nach Diagnose erfasst und dokumentiert. Der andere Teil erhält als Kontrollgruppe die gängige, auf ihren Gesundheitszustand abgestimmte Therapie und Unterstützung der Organfunktionen, aber kein Blutplasma. Sollte sich der Zustand dieser Patienten nach zehn Tagen nicht verbessern, erhalten auch sie Plasma.
MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg