Trotz der steigenden Verfügbarkeit medizinischer Daten, beispielweise in Form digitaler Patientenakten, ist der Zugriff auf relevante Informationen im klinischen Alltag oftmals räumlich und technisch begrenzt. Durch den Einsatz von Datenbrillen im Gesundheitswesen soll zukünftig die Versorgungsqualität und Patientensicherheit erhöht sowie die Belastung der hierin beschäftigten Personen verringert werden. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Softwaretechnologie der TU Dresden und dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus erforscht das EKFZ für Digitale Gesundheit Anwendungsmöglichkeiten von Smart Glasses bei der täglichen Arztvisite. Ziel des Forschungsprojekts ist es, eine Kommunikationsplattform zu entwickeln, die den Träger zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den relevanten Informationen zum Patienten versorgt. Dabei werden die besonderen Anforderungen hinsichtlich des Datenschutzes und sonstige rechtliche Vorgaben von Anfang an berücksichtigt.
Über Bluetooth mit einem informationsgebenden Gerät, z.B. einem Tablet, verbunden, übertragt die Datenbrille von tooz technologies Inhalte diskret in das Sichtfeld des Trägers. Die Sehkorrektur, der eigentliche Nutzen einer Brille, wird durch diese Funktion erweitert. Das Herzstück der Lösung ist das optische System, das mit mehreren refraktiven und reflektiven Freiformflächen einen so genannten "Waveguide" enthält. Mithilfe dieser Flächen wird das virtuelle Bild, welches durch ein im rechten Bügel verbautes Display generiert wird, auf die Netzhaut des Trägers projiziert. In naher Zukunft wird diese Optik nicht mehr als Prototyp, sondern als Serienprodukt mit Sehstärke erhältlich sein. Die tooz Smart Glasses überzeugen nicht nur durch das optische System, sondern auch durch einen attraktiven Formfaktor: Da die Optiken in verschiedenste Formen zugeschnitten und eingefasst werden können, sind unterschiedlichste Rahmendesigns und Passformen, ähnlich wie bei normalen Korrekturbrillen, möglich. Die Datenbrille lässt sich so nicht nur im Gesundheitssektor und in der Industrie anwenden, sondern auch als Lifestyle-Produkt im täglichen Leben.
Erstmals präsentiert hat tooz technologies, eine Ausgründung von ZEISS und heute in einem Joint Venture mit der Deutschen Telekom, seine Entwicklung im Rahmen der Consumer Electronics Show (CES) 2016 in den USA. Mit einem Developer Kit wird seit Ende 2020 die internationale Software-Entwickler-Community adressiert. Ziel ist es, Anwendungsfelder möglichst breit zu erforschen und Feedback für die letzte Phase des Produktentwicklungsprozesses zu erhalten. Bisher ist die Datenbrille in China auf dem Markt, im Mai 2021 wird das Developer Kit auch nach Europa kommen.
MEDICA.de; Quelle: TU Dresden