Bisweilen ist eine automatische, mobile Dokumentation epileptischer Anfälle außerhalb des Krankenhauses nicht zuverlässig möglich. Ein solcher Ansatz würde jedoch vorhandene Lücken im Patientenbericht und in der Einschätzung des Therapieerfolgs schließen. Durch die Auswertung eines mobil erfassten Elektroenzephalogramms (EEG), also der elektrischen Aktivitäten des Gehirns, geht das "MOND"-Projektkonsortium neue, vielversprechende Wege.
Diese sind aber auch mit großen Herausforderungen verbunden. Das EEG-Signal selbst und seine Interpretation sind komplex. Jegliche Muskel- und Bewegungsaktivität erzeugt starke Signalstörungen oder Verfälschungen von Messergebnissen. Diesen sogenannten "Artefakten" will man im Projekt mit Methoden der künstlichen Intelligenz begegnen.
Darüber hinaus gilt es ein System zu entwickeln, das möglichst unauffällig und gleichzeitig mit hohem Komfort im Alltag getragen werden kann. Dr. Insa Wolf, Gruppenleiterin Mobile Neurotechnologien am Fraunhofer IDMT, erklärt: "Wir planen eine Datenerfassung mit einer am Ohr getragenen, mobilen Aufnahme-Einheit für EEG- und weitere Biosignale. Zwei verschiedene EEG-Systeme - eines im Ohr, das andere als flexible Klebeelektrode hinter dem Ohr - werden miteinander bezüglich Leistungsfähigkeit und Tragekomfort verglichen. Gerade durch die EEG-Daten erhoffen wir uns eine klinisch bedeutsame Verbesserung der Detektion epileptischer Anfälle."
Im Projekt "MOND" haben sich Experten aus der Technologie-Entwicklung und der klinischen Praxis zusammengetan. Ein wesentlicher Ausgangspunkt der Arbeiten ist ein Im-Ohr-Sensor der Cosinuss GmbH, welcher die Vitalparameter Herzrate, Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung und Atemrate kontinuierlich misst und nun durch die Komponente der EEG-Erfassung erweitert wird.
Die Integration der neuen sensorbasierten Technologien in die bestehende Systemlandschaft, die Telematikinfrastruktur sowie in den Versorgungsprozess haben darüber hinaus das Fraunhofer ISST und das Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften (IMG) der Universität Bayreuth im Blick. Das IMG ist im Projekt außerdem für die gesundheitsökonomische Bewertung zuständig.
Für das Fraunhofer IDMT hat das Projekt "MOND" zudem eine besondere Bedeutung. Dr. Jens-E. Appell, Abteilungsleiter des Institutsteils Hör-, Sprach- und Audiotechnologie in Oldenburg, erklärt: "Die Entwicklung und Anwendung mobiler Neurotechnologie ist für uns gemeinsam mit der Universität ein zentrales Forschungsthema, welches auf unserem Weg zu einem eigenständigen Fraunhofer-Institut in Oldenburg von großer Bedeutung ist. Umso mehr freut es uns, dass wir unser Know-how im Projekt "MOND" mit exzellenten Forschungs-, Entwicklungs- und Anwendungspartnern bündeln können und gemeinsam an einer Verbesserung der Situation von Epilepsiepatienten arbeiten dürfen."
MEDICA.de; Quelle: Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT