Die Gesundheitsplattform mTOMADY ist zunächst in Madagaskar im Einsatz, weitere afrikanische Länder sollen folgen. Die Assistenzärzte der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité, Dr. Julius Emmrich und Dr. Samuel Knauß, arbeiten seit Jahren ehrenamtlich in Entwicklungsländern, wie zum Beispiel in Madagaskar. Dort leben 93 Prozent der Einwohner unter der Armutsgrenze und weniger als fünf Prozent der Madagassen verfügen über ein Bankkonto. Diese Zustände sorgten dafür, dass die beiden Ärzte bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit mit zahlreichen dramatischen Situationen konfrontiert wurden.
Die herausfordernden Zustände im Gesundheitswesen, mit denen Emmrich und Knauß bei ihrer Arbeit konfrontiert wurden, sowie die neuen digitalen Entwicklungen in Madagaskar, brachten die beiden auf die Idee, die Gesundheitsplattform mTOMADY zu gründen. mTOMADY funktioniert wie ein digitales Gesundheitsportemonnaie. Um es zu nutzen, benötigt man lediglich einen Zugang zur örtlichen Mobiltelefon-Infrastruktur. Hierfür reicht eine einfache SIM-Karte. Bargeld kann man an sogenannten Mobile-Cashpoints, die man in Madagaskar an fast jeder Straßenecke findet, in Mobile Money umwandeln. Die Nutzer können effizient und sicher Geld über das Mobile Money-System auf ein Konto transferieren, das ausschließlich für medizinische Behandlungen vorgesehen ist.
Eine Besonderheit von mTOMADY ist, dass man das Geld, das man aufs Gesundheitskonto geladen hat, ausschließlich für Gesundheitsdienstleistungen nutzen kann. Zusätzlich ist es Nutzerern möglich, eine Krankenversicherung über die Plattform abzuschließen. Ebenso können Spenden auf eine digitale Spendenplattform eingezahlt werden, von denen alle Mitglieder von mTOMADY profitieren.
Im Januar 2020 war mTOMADY Preisträger beim Ideenwettbewerb „Neue Ideen für globale Gesundheit“ des Global Health Hub Germany. Aktuell arbeitet das Gesundheitsministerium von Madagaskar zusammen mit mTOMADY daran, das Gesundheitsportemonnaie mTOMADY zu einem integralen Bestandteil der Gesundheitsversorgung des Landes weiterzuentwickeln.
Angefangen hat mTOMADY mit der Unterstützung von schwangere Frauen im zentralen Hochland. „In Madagaskar herrscht eine hohe Mutter- und Säuglingssterblichkeit, und nur wenige Geburten werden professionell durchgeführt“, begründet Julius Emmrich diese Wahl. Samuel Knauß ergänzt: „Wenn man bei der Unterstützung schwangerer Frauen ansetzt, wird ein wichtiger Grundpfeiler für die Zukunft des Landes gesetzt.“ Mittlerweile steht mTOMADY auch anderen Patientengruppen zur Verfügung. Außerdem sind Emmrich und Knauß gerade dabei, mehrere Krankenkassen in Madagaskar in das System zu integrieren, die dafür sorgen sollen, dass das System noch effizienter und die Patienten noch umfangreicher unterstützt werden. Mittlerweile hat das Team von mTOMADY Mitglieder aus neun verschiedenen Nationen, und auch in Ghana und Uganda soll das System eingeführt werden.
MEDICA.de, Quelle: Berlin Institute of Health (BIH)