DAS GEHIRNDAS KOMPLEXESTE ORGAN DES KÖRPERSMit 80-100 Milliarden Neuronen, ca. 7000 Verbindungen pro Neuron und über 500.000 Kilometern an Nervenfasern, bildet das Gehirn das komplexeste Organ des Körpers. Im Ruhezustand verbraucht das Gehirn 20% der Energie bei nur ca. 2% des Körpergewichtes. Verglichen mit einem Computer erreicht das Gehirn eine Speicherkapazität von ca. 2,5 Millionen Gigabyte und Datentransferraten von >2 Terrabyte pro Sekunde. Diese enorme Leistung und das hohe Investment an Energie sind notwendig, denn das Gehirn ermöglicht die Wahrnehmung von Informationen in der Umgebung, deren kognitive Verarbeitung sowie den Umsatz in eine motorische Reaktion. Ohne das Gehirn wäre die Interaktion mit der Umwelt nicht möglich.
LEISTUNGSFÄHIGKEIT DES GEHIRNS IM ALTERSGANGWIE SIE SICH VERÄNDERTDie Leistungsfähigkeit des Gehirns ist nicht stabil sondert ändert sich im Altersgang. Dies zeigt sich insbesondere in den kognitiven Funktionen. Dies umfasst beispielsweise die Reaktionsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Aufmerksamkeit oder das Gedächtnis. Die beste Leistung wird meist zwischen dem 20-30 Lebensjahr erreicht, wenn das Gehirn vollständig entwickelt ist. Im Altersgang nehmen die Fähigkeiten jedoch ab und können sich bis zum 70 Lebensjahr um bis zu 50% reduzieren. Die Reduktion der Leistung geht auf Veränderungen der Struktur und Funktion des Gehirns zurück. Es werden vermehrt Neurone abgebaut, während die Produktion von Wachstumsfaktoren abnimmt. Evolutionsbiologisch ist das Gehirn nicht darauf ausgelegt ein Alter von 70-90 Jahren zu erreichen. So verlieren wir bis zu 100.000 Neurone am Tag wodurch die Wahrscheinlichkeit von Unfällen und Stürzen im Straßenverkehr, Alltag oder Sport im Alter ansteigt.
Neben den kognitiven Fähigkeiten gilt dies auch für visuelle und motorische Prozesse. Im Altersgang müssen immer mehr Ressourcen in die Ausführung der Bewegung investiert werden. Insbesondere in komplexen Situationen, die sowohl kognitive als auch motorische Prozesse umfassen (z.B. das Überqueren einer Straße) kann dies zu Interferenzen führen, was die Qualität der Motorik negativ beeinflusst. Entsprechend steigt auch hier das Risiko von Unfällen und Stürzen.
Das visuelle System ist die dominierende Quelle an Informationen. Ca. 80% der sensorischen Informationen nehmen wir über das visuelle System wahr. 30-50% der Gehirnoberfläche sind direkt an der visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung beteiligt. Für das akustische System sind es nur 2-3%. Im Alter nimmt auch die Leistungsfähigkeit des visuellen Systems ab. Eine Reduktion der Sehschärfe, Kontrastsensitivität und auch des peripheren Sehens tragen dazu bei. Zudem nimmt die Wahrnehmungsgeschwindigkeit ab, wodurch z.B. im Straßenverkehr visuelle Informationen langsamer erkannt und verarbeitet werden. Auch hier steigt das Risiko für Unfälle.
ANPASSUNGEN IM GEHIRNNEURONALE PLASTIZITÄT„Your brain is like a muscle“. Diese Analogie wird häufig verwendet, um die Anpassungsfähigkeit des Gehirns zu unterstreichen und in der Tat ist das Verhalten von Muskel und Gehirn in vielen Bereichen ähnlich. Wie das Gehirn ist auch die Muskelkraft im Lebenslauf nicht konstant und nimmt mit steigendem Alter ab. Durch Krafttraining können wir diesem Prozess entgegenwirken. Ähnlich verhält es sich auch im Gehirn. Das Gehirn kann sich umbauen und Anpassen. Man nennt diesen Prozess auch neuronale Plastizität. Neuronale Plastizität umfasst beispielsweise die Schaffung neuer Verbindungen zwischen Neuronen (Synapsen) oder die Bildung neuer Neurone, die allerdings auf bestimmte Bereiche des Gehirns wie den Hippocampus beschränkt ist. Darüber hinaus kann die Isolierung um die Axone von Neuronen (Myelin) verstärkt werden, was sich auf die Geschwindigkeit der Signalweiterleitung der Signale auswirkt.
Das Prinzip der neuronalen Plastizität ist inzwischen in der Wissenschaft gut beschrieben. Lange Zeit ging man jedoch davon aus, dass das Gehirn nur bis zum Abschluss der Entwicklung plastisch ist. Inzwischen weiß man, dass neuronale Plastizität in jedem Alter erreicht werden kann. Allerdings nimmt die neuronale Plastizität im Altersgang ab. Anpassungen im Gehirn sind daher in jungen Jahren einfacher als im hohen Alter. Es fällt uns daher schwerer Sprachen oder Bewegungen zu lernen, wenn wir älter sind. Trotzdem kann durch ein entsprechendes Training die neuronale Plastizität im Gehirn angeregt werden.
Es wurden bereits eine Vielzahl von Studien zur neuronalen Plastizität des Menschen durchgeführt. Bislang wurde für >80% des Gehirns bereits neuronale Plastizität durch Training nachgewiesen. Es lassen sich daher also fast alle Bereiche des Gehirns trainieren. Es ist davon auszugehen, dass auch die verbleibenden 20% plastisch sind, allerdings wurden einige Areale bislang nicht untersucht.
Neuronale Plastizität wird sowohl über genetische als auch Umwelteinflüsse bestimmt. Zu den genetischen Prozessen gehört die teilweise sequenzielle Entwicklung visueller, motorischer und kognitiver Funktionen während der Entwicklung sowie der Abbau von Neuronen im Altersgang. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der genetische Einfluss insbesondere im Altersgang bei nur ca. 25% liegt. Die Möglichkeit über Umweltfaktoren Einfluss auf die Gehirnentwicklung und Gesundheit im Alter zu nehmen ist daher enorm. Zu den Umweltfaktoren gehört beispielsweise körperliche und kognitive Aktivität, die neuronale Plastizität anregt und den Abbau von Neuronen reduzieren. Darüber hinaus haben auch Ernährung, Schlaf oder soziale Kontakte einen Einfluss darauf, wie sich das Gehirn im Alter entwickelt. Regelmäßige kognitive und körperliche Aktivität, kann dem Verlust visueller, kognitiver und motorischer Fähigkeiten im Altersgang entgegenwirken.
WARUM WIR UNSER GEHIRN TRAINIEREN SOLLTENTRAIN YOUR BRAIN – OR YOU WILL LOOSE ITDie Entwicklung des Gehirns ist bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert. Wie auch für die Muskulatur kann eine Reduktion der Leistung im Altersgang daher nicht vollständig verhindert werden. Analog zum Krafttraining kann durch ein Training des Gehirns dem Verlust visueller, kognitiver und motorischer Fähigkeiten jedoch entgegenwirken. Schnellere Reaktionen, eine bessere Merkfähigkeit sowie mehr Aufmerksamkeit wiederum helfen die Sturz- und Unfallwahrscheinlichkeit zu senken, Unabhängigkeit zu erhalten und eine aktive Teilnahme am privaten und öffentlichen Leben auch im hohen Alter zu unterstützen. Körperliche und kognitive Aktivität senken zudem das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer. In Kombination mit Ausdauer- und Krafttraining bietet ein Training des Gehirns daher enormes Potenzial, die Gesundheit und Leistung im Alter nachhaltig zu verbessern.
WIE FUNKTIONIERT GEHIRNTRAINING?SPIELERISCH UND WISSENSCHAFTLICHGehirntraining gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten. Der Ansatz ist, bestimmte, zumeist kognitive, Fähigkeiten gezielt zu trainieren, um die Leistung und Gesundheit im Alltag zu steigern. Diese Trainings werden meist an digitalen Endgeräten wie Computern, Tablets oder Handys durchgeführt und beinhalten häufig einen spielerischen Ansatz. Allerdings wurden computerbasierte Gehirntrainings aufgrund ihres limitierten Transfers aus dem Training in die Praxis häufig kritisiert. Während sich die Leistungsfähigkeit in der trainierten Aufgabe verbessert, ist der Transfer z.B. in den Alltag nicht gegeben. Mehr Informationen zu diesem Thema findest du hier. VIKOMOTORIK-Training auf dem SKILLCOURT kombiniert visuelle, kognitive und motorische Trainingsinhalte, um den Transfer aus dem Training in den Alltag, Sport oder Beruf zu optimieren.
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