An diesem Punkt setzt die neue internationale Studie DnAFiX ("DNA damage in cytoskeletal protein mutation-induced Atrial Fibrillation: a guide to novel treatment and screening targets") an. Gegenstand der Studie ist die Entwicklung neuer Behandlungs- und
Screening-Strategien für Vorhofflimmern, das durch Veränderungen im Skelett von Herzmuskelzellen hervorgerufen wird. Das Forschungsvorhaben wird partnerschaftlich von Prof. Niels Voigt, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Bianca Brundel, Institut für Physiologie des Amsterdam University Medical Center, Standort VUmc, koordiniert. Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und die Niederländische Herzstiftung (Hartstichting) fördern das Projekt zusammen mit insgesamt einer Million Euro über vier Jahre.
"Bei bis zu 20 Prozent der jüngeren Betroffenen entwickelt sich das Vorhofflimmern aufgrund genetischer Mutationen und Vererbung und nicht auf Grundlage allgemeiner Risikofaktoren oder struktureller Herzerkrankungen", sagt Prof. Niels Voigt. Jüngste Erkenntnisse des Forscherteams legen nahe, dass ererbte Veränderungen des Skeletts der Muskelzellen im Herzvorhof die DNA, d.h. die "Steuerzentrale" der Zellen, destabilisieren und dadurch Vorhofflimmern auslösen können. "Wir wollen den genauen Mechanismus aufdecken und Medikamente auf ihren therapeutischen Nutzen testen, um neuartige Therapien für Patienten mit Vorhofflimmern zu entwickeln", sagt Prof. Bianca Brundel.
In vorausgegangenen Untersuchungen konnten die Forscher Familien identifizieren, die Mutationen in Proteinen des Skeletts von Herzmuskelzellen tragen und bei denen Vorhofflimmern gehäuft bei jüngeren Mitgliedern auftritt. Das Zellskelett oder auch Zytoskelett dient der Stabilisierung von Zellen und deren innerer Komponenten. Patienten mit ererbten Störungen des Zytoskeletts entwickeln im Verlauf ihres Lebens häufig strukturelle Herzmuskelveränderungen der Hauptkammern (Ventrikel), sogenannte Kardiomyopathien, die auch mit einer Pumpstörung des Herzens einhergehen.
Bemerkenswerterweise tritt bei diesen Patienten das Vorhofflimmern oft bereits mehrere Jahre vor der Kardiomyopathie und ohne Vorliegen von Risikofaktoren auf. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass in diesen Fällen das Vorhofflimmern direkt auf Veränderungen im Zytoskelett zurückzuführen ist und nicht aus der kardialen Funktionsstörung durch strukturelle Herzmuskelveränderungen folgt.
Warum Mutationen im Zytoskelett Vorhofflimmern auslösen können, noch bevor die Kardiomyopathie ausgebildet ist, ist bislang ungeklärt. Daher gibt es für diese Patienten keine spezifischen Diagnosewerkzeuge und Behandlungsmöglichkeiten. "Die Analyse der Veränderungen im Zytoskelett und deren Folgen kann zur Entwicklung neuer Strategien für die Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern führen", sagt Prof. Voigt. "Hierzu setzen wir unter anderem künstlich hergestelltes Herzgewebe aus Stammzellen sowie Gewebe- und Serumproben von betroffenen Patienten ein."
MEDICA.de; Quelle: Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität