"In der heutigen klinischen Routine dauert die Identifikation eines Infektionserregers bis zu fünf Tagen, sodass eine Erreger-spezifische Therapie erst spät eingeleitet werden kann", erklärt Prof. Stefanie Sielemann, Lehrgebiet "Instrumentelle und analytische Sensortechnik" an der HSHL. "Dies führt durch verlängerte Klinikaufenthalte zu höheren Kosten für das Gesundheitssystem und für den Patienten zu Verzögerungen in der Genesung, im schlimmsten Fall – zum Beispiel durch eine einsetzende Sepsis - sogar zum Tod." Zudem könnten sich durch die unsachgemäße Antibiotika-Gabe resistente Erreger entwickeln, welche zunehmend Probleme im Klinikalltag verursachen.
Frühzeitig erkannt werden sollen solche Infektionen zukünftig durch eine Analyse der Atemluft. Flüchtige organische Verbindungen (VOCs) verlassen beim Ausatmen den Körper und können mit Hilfe von Ionenmobilitätsspektrometrie und gaschromatografischer Vortrennung (GC-IMS) analysiert werden. Die verschiedenen Erreger haben dabei jeweils ihr eigenes charakteristisches Metaboliten-Muster. "Das ist sozusagen wie ein Fingerabdruck", so Sielemann. Anschließend kann eine auf den Erreger abgestimmte Therapie direkt starten. Dies beschleunige den Genesungsprozess, vermeide Komplikationen und verkürze die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus.
Im Forschungsprojekt "IonsIn - Schnelle, nicht-invasive Identifikation nosokomialer Infektionen" sollen nun die Metaboliten-Muster systematisch erforscht und nach einer erfolgreichen Standardisierung und Verifizierung der Methode auch Tests mit Patienten durchgeführt werden. Das Projekt wird mit insgesamt 1,1 Millionen Euro (HSHL-Anteil 245.592 Euro) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und hat eine Laufzeit bis 2024.
MEDICA.de; Quelle: Hochschule Hamm-Lippstadt