Jeder Mensch verarbeitet Medikamente unterschiedlich. So individuell die Faktoren für die Entstehung von Krankheiten sind, so vielfältig sind auch die Einflüsse für die Wirkung und Verträglichkeit der verordneten Arzneimittel. Neben Faktoren wie Alter, Gewicht, Lebens- sowie Ernährungsgewohnheiten und der Einnahme weiterer Medikamente beeinflussen auch genetische Merkmale des Patienten die erwünschte therapeutische Wirkung. Unter Berücksichtigung ausgewählter Merkmale im Erbgut erlaubt die Pharmakogenetik eine individuelle Optimierung der Medikation. Patientenbezogene Risiken und Nebenwirkungen können somit reduziert werden.
"Das pharmakogenetische Profil eines Patienten kann für die Festlegung einer optimierten Medikation entscheidend sein. Insbesondere dann, wenn mehrere Medikamente verabreicht werden sollen und Wechselwirkungen zwischen diesen zu erwarten sind", sagt Prof. Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Bonn. Es leistet mit seinen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen wichtige Beiträge zur Erforschung der genetischen Ursachen von Krankheiten sowie zur Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Medikamententherapien und präventiver Maßnahmen.
"Die Kooperation wird uns ermöglichen, die von HMG entwickelte innovative Software und Datenbank zu nutzen und damit eine pharmakogenetische Diagnostik auf hohem Niveau einzuführen. Darüber hinaus soll in den kommenden Monaten ein Pilotprojekt für stationäre Patienten am Universitätsklinikum Bonn entwickelt werden. Damit verfolgen wir das Ziel, dass Patienten an unserem Klinikum von den neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen in der Genetischen Medizin profitieren", sagt Nöthen.
HMG hat in einer mehrjährigen Entwicklung eine IT-Plattform realisiert, die klinisch relevante genetische Informationen des Patienten und ihre Wirkung auf Medikamente interpretiert. Grundlage ist eine eigene pharmakogenetische Datenbank. Sie betrachtet derzeit 173 genetische Variationen und spiegelt den aktuellen Stand der Wissenschaft wider. Ein Arzneimittel-Interaktionscheck ergänzt das Gesamtbild. Dabei werden Wechselwirkungen von 40.000 Arzneimitteln und 60 Nahrungs- und Genussmitteln berücksichtigt. Dadurch können Ärzte in kürzester Zeit eine wirkungsvolle und sichere personalisierte Therapie verschreiben.
MEDICA.de; Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn