Einige Blutgruppen kommen sehr selten vor. Die Blutgruppe AB Rh- ist die seltenste Blutgruppe, nur etwa ein Prozent der Bevölkerung gehört dieser an. "Wenn die Blutspende nicht zur Blutgruppe des Empfängers passt, bilden manche Empfänger Antikörper", erläutert Dr. Christof Weinstock vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik Ulm. Die Antikörper lösen nach einer Transfusion eine Immunabwehr gegen die fremden Blutzellen aus und zerstören sie. "Diese sogenannte Hämolyse ist eine schwerwiegende Komplikation, bei der rote Blutzellen (Erythrozyten) abgebaut werden, die für den Sauerstofftransport im Blut zuständig sind", berichtet der Experte. Dadurch kann es zur Verklumpung des Blutes mit lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen wie Herz-Kreislauf-Störungen, allergischem Schock und Nierenversagen kommen.
"Bisher mussten die Blutbanken viele einzelne Labortests durchführen, wenn ein Patient mit einer seltenen Blutgruppe eine Bluttransfusion benötigt", erinnert sich Weinstock. "Das konnte Tage dauern, sofern die Blutbanken überhaupt die für die Bestimmung nötigen Antiseren zur Verfügung stehen hatten", fügt der Experte für seltene Blutgruppen hinzu, der in Ulm die Abteilung für Immunhämatologie und Blutgruppenserologie leitet.
Die Genotypisierung erfolgt durch Geräte, die das Erbgut an einzelnen Punkten untersuchen. Sie weisen sogenannte Einzelnukleotid-Polymorphismen nach, also geerbte und vererbbare genetische Merkmale, die sich nur an einer ganz bestimmten Stelle in der DNA manifestieren. In Zukunft werden die Blutbanken auch sogenannte "Next-Generation-Sequencing"-Verfahren einsetzen, die ganze Genabschnitte analysieren. Dabei handelt es sich um eine moderne Methode, die eine sehr große Anzahl von DNA-Molekülen parallel erkennen kann. Weinstock: "Die Methode ist genauer und spart Zeit und Geld, weil gleichzeitig hundert und mehr Merkmale bei tausenden von Blutspendern mit relativ geringem Aufwand und mit geringen Kosten für Reagenzien bestimmt werden können."
MEDICA.de; Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.