Zum Beispiel ist in Lesotho jeder vierte Erwachsene mit HIV infiziert. Man schätzt, dass ca. 15 Prozent der Infektionen in dem kleinen Bergland an der Südspitze Afrikas unerkannt bleiben und somit zur Weiterverbreitung von HIV beitragen. Für viele Einwohner Lesothos liegt die nächste Klinik einen mehrstündigen Fußmarsch oder eine teure Taxifahrt entfernt. Um den Zugang zu Gesundheitsdiensten und HIV-Tests zu erleichtern, organisieren Gesundheitszentren regelmäßig "Tür-zu-Tür"-Kampagnen. Studien haben jedoch gezeigt, dass sie damit nur ca. 60 Prozent der Dorfbevölkerung erreichen.
Ein Team um Niklaus Labhardt, Professor an der Universität Basel und Forschungsgruppenleiter am Swiss TPH, hat nun eine Strategie entwickelt, mit der die Testabdeckung um 20 Prozent verbessert werden konnte. Dabei kombinierte das Team Hausbesuche erstmalig mit HIV-Selbsttests. Sollten Dorfbewohner während der Hausbesuche abwesend sein, hinterlässt das Kampagnenteam Selbsttests mit Instruktionsmaterial in lokaler Sprache. Dorfgesundheitsberater, welche in der Anwendung und Auswertung der Selbsttests geschult wurden, sammeln die Selbsttests im Nachgang wieder ein.
Die gross angelegte randomisierte Studie umfasste über 150 Dörfern mit mehr als 7000 Dorfbewohnern. Die Resultate dieses einfachen Ansatzes sprechen für sich: "Mit 81 Prozent lag die HIV-Testrate in der gesamten Bevölkerung der Interventionsgruppe um 20 Prozent höher als in der Kontrollgruppe", sagt die Biostatistikerin Dr. Tracy Glass vom Swiss TPH.
In einer Substudie analysierte das Forschungsteam die Strategie unter Jugendlichen und ergänzte die Untersuchungen mittels Interviews. "Die traditionellen HIV-Testkampagnen erreichen die Jugendlichen nur ungenügend, obwohl gerade bei jungen Frauen die Infektionsrate hoch ist", erklärt Erstautor Dr. Alain Amstutz vom Swiss TPH. "In der Interventionsgruppe führte die Selbsttestabgabe dazu, dass der Anteil Jugendlicher, die ihren HIV-Status kannten, um 36 Prozent höher war als in der Kontrollgruppe."
MEDICA.de; Quelle: Universität Basel