In den letzten drei Jahrzehnten wurde erkannt, dass zwischen Schlaf und Schlaganfall eine komplexe wechselseitige Beziehung besteht. Zum einen wurde aufgezeigt, dass Schlaf-Wach-Störungen (SWD) ein unabhängiges Schlaganfallrisiko darstellen. Zum anderen wurde beobachtet, dass einige SWD bei einem Hirnschlag "de novo" auftreten. Schliesslich belegen experimentelle und klinische Beobachtungen eine negative Wirkung von SWD auf das Therapieergebnis nach einem Schlaganfall.
Im Verlauf der letzten 25 Jahre haben Prof. Bassetti und sein Team grundlegende klinische und experimentelle Beiträge zu unserem heutigen Verständnis der Beziehung zwischen Schlaf und Schlaganfall geleistet. Prof. Bassetti und Prof. Adamantidis haben in den letzten fünf Jahren ein gemeinsames experimentelles und klinisches Programm entwickelt, um die Wechselwirkungen zwischen Schlaf und Hirnschlag genauer zu untersuchen. Sie möchten damit auch die Hypothese prüfen, dass sich eine Verbesserung des Schlafs positiv auf das Therapieergebnis nach einem Schlaganfall auswirkt.
In dieser "Proof-of-Concept"-Studie konnte das Team der beiden Forscher der Universität Bern aufzeigen, dass die Induktion von langsamwelligem Schlaf bei einem Nagetiermodell die motorische Erholung nach einem Schlaganfall verbessert. Dazu wandten sie die Optogenetik an, eine Technologie, mit der sich neuronale Aktivität und Hirnwellen mit Licht kontrollieren lassen. Ausserdem bringen diese Erkenntnisse langsame Wellen, ein während des Schlafs vorherrschender Typ von Hirnwellen, mit der Förderung der Plastizität des Gehirns in Verbindung. In der seit Langem bestehenden Kontroverse über die Rolle dieser Wellen für das Gehirn bei Gesundheit und Krankheit bietet dies einen neuen konzeptuellen Ansatz. Die Resultate der Studie wurden im Journal of Neuroscience publiziert.
Die gewonnenen Erkenntnisse eröffnen die Möglichkeit, den Schlaf zu fördern/verbessern (z. B. durch Medikamente oder transkranielle Gehirnstimulation), um die Erholung nach einem Schlaganfall zu fördern.
MEDICA.de; Quelle: Inselspital, Universitätsspital Bern