Der Verschluss eines ASD wird meist minimalinvasiv durchgeführt: Über einen Katheter wird dabei ein sogenannter Okkluder durch die Blutgefäße bis ins Herz vorgeschoben. Er besteht aus zwei miteinander verbundenen Schirmen, die auf beiden Seiten des Defekts aufgespannt und dauerhaft an der Vorhofwand verankert werden.
Bisher bestehen die Okkluder oder zumindest ihr Gerüst allerdings aus einer speziellen Metalllegierung. Auch wenn sie nach und nach ins Herzgewebe einwachsen, kann das Metall zu sehr seltenen Komplikationen wie Allergien, Verletzungen im Herzen, Herzrhythmusstörungen oder der Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) führen. Die Implantation eines Metall-Okkluders macht es außerdem nahezu unmöglich, danach mit einem Herzkatheter durch die Scheidewand auf die linke Seite des Herzens zu gelangen, was die zukünftige Behandlungsmöglichkeiten für die Patienten einschränkt.
Prof. Stephan Schubert, Oberarzt und Leiter des Herzkatheterlabors an der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB), hat nun erstmals bei einem Kind einen Okkluder eingesetzt, dessen Gerüst aus vollständig abbaubarem Material (Polylactid) besteht.
Nach etwa ein bis zwei Jahren, wenn der Okkluder längst vollständig eingeheilt ist (in der Regel nach spätestens sechs Monaten), wird sich das Material restlos aufgelöst haben. In der Herzscheidewand bleiben dann nur die beiden hauchdünnen Kunststoffscheiben aus weichem Teflon zurück. Ein weiterer Vorteil des neuen Okkluders: Er ist deutlich flacher als bisherige Systeme, passt sich der Oberfläche der Herzscheidewand also noch besser an.
Wie sich der Okkluder langfristig bewährt, wird nun anhand eines Patientenregisters ausgewertet, an dem mehrere europäische Kliniken teilnehmen, die dem DHZB mit dem Einsatz des Okkluders nachfolgen werden.
"Wir freuen uns, diese besonders schonende Innovation anbieten zu können", sagt Schubert. "Wir werden aus verschiedenen medizinischen Gründen zwar weiterhin auch die bisher etablierten Systeme verwenden, aber nun steht uns eine weitere sinnvolle Möglichkeit zur Verfügung, um Patienten jeden Alters mit dem individuell bestgeeigneten Verschlusssystem behandeln zu können."
MEDICA.de; Quelle: Deutsches Herzzentrum Berlin