"Durch diese umfangreiche Förderung können wir nahtlos an unsere bisherigen Erfolge anknüpfen. In einem interdisziplinären Ansatz analysieren wir nicht nur die genetischen Ursachen für die männliche Unfruchtbarkeit, sondern empfehlen individuelle Behandlungsstrategien. Für Kinderwunschpaare ist das ein großer Schritt zur Verwirklichung ihres Traums", betont Prof. Frank Tüttelmann vom Institut für Humangenetik und wissenschaftlicher Leiter der Forschungsgruppe.
Durch Analysen des Genoms von mehr als 1.000 unfruchtbaren Patienten konnte die Forschungsgruppe zeigen, dass Mutationen oder Deletionen (Verlust eines Chromosomenstücks) in der DNA dazu führen, dass keine oder nur sehr wenige Spermien gebildet werden oder die Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt ist und diese keine Eizelle befruchten können. Diese Untersuchungen sind wichtig für die Aufklärung der genetischen Ursachen der Infertilität und Voraussetzung für eine Therapie.
In den kommenden drei Jahren wird das Forscherteam in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin in Münster die genetischen und epigenetischen Ursachen der Infertilität sowie die dreidimensionale DNA-Struktur, die maßgeblich für die Spermienfunktion verantwortlich ist, aufklären. Die komplexe Steuerung der Spermienbildung wird durch innovative Technologien (Einzelzell-Analysen, Bioinformatik) neue Einblicke in die Keimzellen und hormonproduzierenden Hodenzellen bieten.
"Dabei spielt maschinelles Lernen – die künstliche Intelligenz – eine wichtige Rolle, da diese Technologie maßgeblich die zukünftige Diagnostik von Patienten beeinflussen wird. Wir entwickeln Programme, die zielgerichtet mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit erkennen und damit dem behandelnden Arzt wertvolle Hinweise zur Diagnose und Therapie geben können", erläutert der Sprecher der Forschungsgruppe, Prof. Jörg Gromoll vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie.
MEDICA.de; Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster