"Ziel ist es, ein Monitoring-System zu entwickeln, das mit kontaktlosen Messverfahren über optische und akustische Sensoren mögliche infektiöse Atemwegserkrankungen bei Besuchern, Personal und Patienten diagnostizieren kann, während sie die Klinik betreten", erklärt Prof. Daniel Strauss von der Medizinischen Fakultät, der das Verbundprojekt von Seiten der Universität des Saarlandes wissenschaftlich begleitet.
"Für unsere Studie wollen wir im Ambulanzbereich zweier Uni-Kliniken ein kontaktloses ‚Portalsystem‘ aufbauen, das Parameter wie Herzrate, Lidschlag, Hauteigenschaften oder Augenrötung, aber auch Mimik, Gestik sowie Stimm- und Atemgeräusche von freiwilligen Studienteilnehmern mit oder ohne Atemwegsinfektion aufzeichnet", erläutert Projekt-Koordinator Prof. Michael Zemlin, Direktor der Homburger Kinderklinik. Er will eines der beiden audio- und videobasierten Systeme in der Ambulanz seiner Klinik installieren lassen; das zweite soll in der Ambulanz der Klinik für Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin aufgebaut werden.
Geplant ist, möglichst mehrere hundert Studienteilnehmer mithilfe eines gestuften Konzepts zu screenen: Dabei sollen neben den kontaktlos aufgezeichneten Daten weitere Parameter erfasst werden – beispielsweise Körpertemperatur und Blutdruck; zudem werden Blut- und Speichelproben der Probanden laborchemisch, virologisch und mikrobiologisch untersucht und die Ergebnisse mit den kontaktlos ermittelten Daten – anonymisiert – zusammengeführt. "Wir hoffen, eine umfangreiche Datenbank zu physiologischen Veränderungen durch Infektionskrankheiten aufzubauen und daraus – mit Methoden der Künstlichen Intelligenz – ein funktionierendes Screening entwickeln zu können", sagt Prof. Daniel Strauss.
Perspektivisch könnte eine derartige medizinische Monitoring-Technologie den künftigen Umgang mit Pandemien verändern, denn das Screening für Infektionen könnte im Idealfall ähnlich komfortabel durchgeführt werden wie das Sicherheitsscreening am Flughafen. Dabei wäre die Technologie nicht nur in Kliniken einsetzbar, sondern auch in anderen Bereichen mit hohen Besucherzahlen wie in Bahnhöfen, Einkaufszentren oder bei Großveranstaltungen. Die sich aus solchen Überlegungen ergebenden ethisch-rechtlichen Fragen sowie Fragen der Technikakzeptanz sollen ebenfalls im Rahmen des Projektes behandelt werden.
MEDICA.de; Quelle: Universität des Saarlandes