Ein Teil des Konzepts sieht deshalb die spezifische Weiterqualifikation von sechs bereits akademisch qualifizierten Pflegefachpersonen vor. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 942.388 Euro gefördert.
Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen – hierzu zählen beispielsweise Menschen mit Demenz und Menschen mit geistiger Behinderung – haben häufig eine längere Verweildauer im Krankenhaus, erleben Episoden von Delir, zeigen veränderte Verhaltensweisen oder erleiden unerkannte Schmerzen. „Mit dem Projekt können wir klären, ob diese Schwierigkeiten reduziert oder sogar vermieden werden können, wenn Pflegefachpersonen und das gesamte interdisziplinäre Versorgungsteam noch gezielter auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen. Internationale Studien zeigen, dass personenzentrierte Pflege besonders dann gelingt, wenn entsprechend ausgebildete Personen im pflegerischen Alltag als Vorbilder dienen und ihr Wissen in die Stationsteams tragen“, erläutert Dr. Martin Dichter vom Institut für Pflegewissenschaft und Leiter des Projekts. „Je kürzer der Krankenhausaufenthalt, umso schneller können Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen wieder zurück in ihr gewohntes und Sicherheit gebendes Lebensumfeld. Das ist immens wichtig für ihre Lebensqualität“, ergänzt Prof. Sascha Köpke, Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft.
Die sogenannte „personenzentrierte Krankenhausversorgung“ wird in aktuellen nationalen und internationalen Versorgungsleitlinien empfohlen.
Im Kern geht es darum, Patienten individuell zu fördern, wertzuschätzen und ihre Perspektiven einbeziehen. Die Umsetzung eines stärker personenzentrierten Versorgungsansatzes in der Pflege und der gesamten Krankenhausversorgung ist jedoch eine große organisatorische Herausforderung und erfordert besondere Kenntnisse des pflegerischen und medizinischen Fachpersonals. Das im Rahmen des Projekts erarbeitete Konzept soll deshalb alle beteiligten Gruppen – Mitglieder der interdisziplinären Stationsteams sowie des Pflegemanagements und auch Patientinnen und Patienten und deren Angehörige – mit einbeziehen.
Zur partizipativen Entwicklung des Konzepts werden unterschiedliche quantitative und qualitative Forschungsmethoden angewendet (Mixed-Methods-Ansatz). Eine Pilotumsetzung und Evaluation des Konzepts erfolgt auf drei Stationen der Uniklinik Köln im Rahmen einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie. Die beobachteten Effekte und Erfahrungen können somit systematisch analysiert werden. Forschungsleitend ist die Frage, wie durch den Einsatz von akademisch qualifizierten Pflegefachpersonen mit erweiterten Rollen und Aufgaben eine personenzentrierte Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Krankenhaus gelebt werden kann und somit die Verweildauer im Krankenhaus sowie Episoden von akuter Verwirrtheit („Delir“) und herausfordernde Verhaltensweisen reduziert beziehungsweise vermieden werden können.
MEDICA.de; Quelle: Universität zu Köln