Wissenschaftler der Philipps-Universität Marburg, der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Max-Planck-Instituts für Terrestrische Mikrobiologie in Marburg wollen mit neuesten Methoden und Techniken die bakterielle Kommunikation als zentrale Grundlage der Infektionsprozesse untersuchen. Neue Behandlungsansätze sollen durch Veränderung dieser Kommunikation die menschliche Immunabwehr stärken sowie den bakteriellen Angriff schwächen. Denn offenbar werden die Entstehung und der Verlauf von Infektionskrankheiten, aber auch der Schutz davor, viel stärker als bisher angenommen, von den Interaktionen der Bakterien untereinander und mit dem Menschen beeinflusst.
"Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Durch die LOEWE-Förderung können wir als interdisziplinäres Team den Austausch zwischen Bakterien und Immunzellen erforschen und daraus neue Therapieansätze entwickeln", sagt der Sprecher des neuen LOEWE-Schwerpunkts, Prof. Bernd Schmeck von der Philipps-Universität Marburg.
"Die Erforschung bakterieller Kommunikationswege und ihrer Bedeutung für das Infektions-geschehen ist eines der großen Themen unserer Zeit. Der erneute Erfolg in der LOEWE-Förderung zeigt, dass die Marburger Infektiologie und Mikrobiologie gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut und ihren Partnern vom Forschungscampus Mittelhessen in diesem Feld zukunftsweisende Beiträge leisten kann", sagt Prof. Michael Bölker, Vizepräsident für Forschung und Internationales an der Philipps-Universität Marburg.
Gemeinsam erforschen Wissenschaftler aus der klinischen Infektiologie und Infektionsbiologie, grundlagenorientierter Mikrobiologie und Bioinformatik den Aus-tausch löslicher (diffusibler) Signale an den Grenzflächen klinisch wichtiger Bakterien und menschlicher Entzündungszellen. Ist die Produktion oder Interpretation dieser löslichen Signale gestört, kann dies zu Krankheiten führen oder Krankheiten verschlimmern.
Diffusible Signale werden zum Beispiel an den Grenzflächen zwischen Mikrobe und Wirtszelle am medizinischen Modell der Interaktion von Monozyten/Makrophagen mit gramnegativen Enterobacteriaceae untersucht, wie sie bei Blutvergiftungen und Lungenentzündungen als den häufigsten infektiologischen Todesursachen vorkommt. Ziel ist es, neue Einblicke in Infektionsprozesse zu gewinnen und einen Beitrag zur Entwicklung neuer Behandlungsformen für Infektionskrankheiten zu leisten.
MEDICA.de; Quelle: Philipps-Universität Marburg