Schilddrüsenfunktionsstörungen betreffen bis zu zehn Prozent der westlichen Bevölkerung, wobei die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) am häufigsten auftritt. Standardmäßig werden Patienten mit Schilddrüsenhormon behandelt und der Therapieerfolg wird mittels Blutbefunden kontrolliert. Allerdings hat sich herausgestellt, dass etwa zehn bis fünfzehn Prozent aller behandelten Personen weiterhin unter Beschwerden wie Antriebslosigkeit oder Müdigkeit leiden.
Aus dem Tiermodell weiß man seit einigen Jahren, dass die gegen Schilddrüsenunterfunktion hormonell behandelten Tiere zwar normale Blutwerte aufwiesen, aber im Gewebe dennoch eine Unterfunktion nachweisbar war. In Folge zeigten immer mehr Studien, dass die Wirkung vieler Hormone nicht nur von der Konzentration im Blut, sondern von komplexen Regulationsmechanismen in den Zellen abhängig ist, die kurzfristig gesteuert werden.
Ein Forschungsteam um Michael Krebs von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien entwickelte nun in enger Zusammenarbeit mit dem Exzellenzzentrum für Hochfeld-NMR-Spektroskopie eine Methode, um die Schilddrüsenhormonwirkung nicht nur im Blut, sondern auch schmerzfrei für die Patienten im Gewebe zu messen. Es gelang, bestimmte im NMR-Spektroskop sichtbare phosphorhaltigen Verbindungen als Marker der Schilddrüsenhormonwirkung im Gewebe zu identifizieren. Dadurch kann wie in einem "virtuellen Gewebeschnitt" in verschiedenen körperlichen Regionen, wie in Muskeln oder der Leber, die Hormonwirkung erkennbar gemacht werden.
Krebs: "Die Regulation der Wirkung von Hormonen nicht nur über den Blutspiegel, sondern auch über eine lokale Steuerung in den Geweben, wurde lange unterschätzt. Wenn es uns gelingt, Methoden zu entwickeln, dieses Phänomen in der Praxis sichtbar zu machen, tun sich ganz neue Welten auf". Als nächster Schritt sind Studien zur Erprobung der neuen Methode in der klinischen Praxis geplant, um eine bessere Betreuung der Patienten zu erzielen.
MEDICA.de; Quelle: Medizinische Universität Wien