Eine solche Möglichkeit könnte die renale Denervation sein, die in medizinischen Kreisen schon seit einigen Jahren diskutiert wird und sich jetzt in einer internationalen, US-amerikanischen Zulassungsstudie als wirksam erwiesen hat. Das Ziel der renalen Denervation ist, die Regulierung des Blutdrucks bereits am Entstehungsort zu beeinflussen, nämlich den Nieren. Die Nieren regulieren den Blutdruck, indem sie das Stressnervensystem des Menschen und damit die Versorgung des Körpers mit Wasser und Natrium und den Widerstand der Blutgefäße regulieren. Bei der renalen Denervation wird ein Katheter in die Nierenarterie eingeführt, mit dem punktgenau, an bestimmten Stellen die an der Gefäßaußenwand verlaufenden Stressnervenfasern der Nierenarterien zu veröden, wodurch die Reizweiterleitung unterbrochen wird.
An 46 Zentren aus neun Ländern wurde die Wirksamkeit des Verfahrens und in einer Studie der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) untersucht. Insgesamt wurden 331 Patienten mit einem Blutdruck zwischen 140 und 180 mmHg, die keine medikamentöse Therapie erhielten, in zwei Gruppen unterteilt, die entweder mit einer renalen Denervation oder einer Scheintherapie behandelt wurden. Als Scheineingriff wurde eine Angiographie durchgeführt.
Über drei Monate hinweg wurde der Blutdruck sowohl in den Studienzentren als auch über 24-Stunden-Messungen dokumentiert. "In der Gruppe, die mit der renalen Denervation behandelt wurde, zeigte sich in diesem Zeitraum eine Senkung des Praxisblutdrucks um 9,2 mmHg und 4,7 mmHg in der Langzeitblutdruckmessung", berichtet Professor Böhm, Pressesprecher der DGK. Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes, ist einer der Initiatoren der Studie. "Die statistische Analyse zeigt eine 99,9 prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die renale Denervation in ihrer Wirksamkeit einem Scheineingriff überlegen ist."
Die Studie war zunächst auf eine Laufzeit von drei Monaten begrenzt, da die Patienten über diesen Zeitraum medikamentös unbehandelt blieben. Eine derzeit parallel durchgeführte Studie untersucht, ob sich ähnliche Effekte bei Patienten zeigen, deren Bluthochdruck bereits medikamentös behandelt wird.
"Wir können aus den jetzigen Studienergebnissen schließen, dass eine renale Denervation bei Patienten mit nicht eingestellter Hypertonie eine weitere Therapiealternative neben Lebensstilveränderungen und medikamentöser Behandlung bietet", so Böhms Fazit. "Über die breite Zulassung der renalen Denervation wird derzeit beraten."
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.