Die im neuen System vorhandene hochmoderne Verwaltungsplattform für elektronische Medien verbessert zudem die Ausbildung in der robotischen Chirurgie und ermöglicht vielversprechende Perspektiven für klinische Studien.
Die nun variabel einsetzbare Optik ermöglicht in Kombination mit der optimierten Beweglichkeit aller vier OP-Arme ein erweitertes minimalinvasives OP-Spektrum mit Verkürzung der OP-Zeit. Finanziert hat das neue System die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nach einer eingehenden Begutachtung. Ausschlaggebend für den positiven Bescheid war der große operative Erfahrungsschatz der Klinik für Urologie verbunden mit einer hohen wissenschaftlichen Aktivität. Neben den jährlich mehr als 360 Eingriffen mit dem bisherigen "Da Vinci“ operierte die Klinik rund 3.600 Patientinnen und Patienten offen, so dass sie das Potential hat, die unterschiedlichen Verfahren wissenschaftlich miteinander zu vergleichen. Das neue System ergänzt die Ausstattung der Hochschulmedizin Dresden: Je ein weiteres Gerät steht im Experimental-OP des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) sowie in der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Die Uni-Frauenklinik nutzt den Da Vinci der Urologie mit und nutzt ihn jährlich für rund 50 roboterassistierte Operationen.
Trotz der innovativen Technologie behalten die den "Da Vinci Xi“ bedienenden Menschen die Hoheit über die chirurgischen Instrumente. Genau besehen ist das Gerät ein robotisches Assistenzsystem, das dem Operierenden das direkte Halten und Bewegen der Instrumente abnimmt. Der OP-Roboter übersetzt größere, über zwei joystickartige Griffe ausgeführte Handbewegungen in kleinste zitterfreie Schnitte. Dadurch ist es möglich, hochkomplexe Eingriffe in feinsten Organ- und Gewebestrukturen auszuführen und noch funktionserhaltender zu operieren. So ist beispielsweise bei Prostata-OPs das Ziel, bekannte Risiken wie Inkontinenz und Impotenz noch weiter zu minimieren. Durch die bei allen Dresdner Geräten vorhandene Konstellation mit jeweils zwei Bediener-Konsolen können zudem, ähnlich wie in einem Fahrschulauto, ärztliche Kolleginnen und Kollegen in den neuesten OP-Techniken ausgebildet werden.
"Der neue 'Da Vinci‘ ermöglicht es uns, nun noch komplexere Operationen mit diesem präzisen wie schonenden System vorzunehmen“, sagt Prof. Christian Thomas, Direktor der Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums. "Das Gerät erlaubt es uns, einen weiteren Schritt in der minimalinvasiven Chirurgie zu gehen. Damit können wir die Bandbreite an komplexen und rekonstruktiven urologischen Operationen in der Bauchhöhle erweitern.“ So können künftig kombinierte Eingriffe – etwa der Niere und des Harnleiters – mit einem operativen Zugang vorgenommen werden. Dank der hohen Zahl an Patientinnen und Patienten und dem langjährigen Erfahrungsschatz in der roboterassistierten Chirurgie – der erste Da Vinci des Dresdner Uniklinikums wurde 2006 in Betrieb genommen – gehört das Dresdener Team bundesweit zu den Routiniers auf dem Gebiet der robotischen Chirurgie. Dieses Know-how geben die Ärztinnen und Ärzte um Prof. Thomas auf den Symposien der Deutschen Gesellschaft für Roboter-assistierte Urologie weiter. Hier können Operationen mit dem Da Vinci Xi live übertragen und kommentiert werden. Die Veranstaltung wird im Jahr 2023 in Dresden stattfinden.
Mit jährlich rund 4.000 Operationen gehört die Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums zu den größten Einrichtungen ihrer Art. "Damit sind wir in der einzigartigen Lage, den Stellenwert der OP-Robotik in Rahmen von Studien wissenschaftlich zu überprüfen“, sagt Prof. Thomas. Das war einer der Gründe für das positive Votum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), den Erwerb des neuen Da Vinci Xi zu finanzieren. "Mit den nunmehr drei hochmodernen OP-Robotern nimmt die Hochschulmedizin Dresden über die Grenzen Deutschlands hinaus eine Spitzenstellung ein. Die Geräte sind für uns keine Prestigeobjekte, sondern werden ganz gezielt in der hochqualitativen Krankenversorgung eingesetzt und dienen gleichzeitig der Forschung“, sagt Prof. Michael Albrecht. "Vor allem unsere Krebspatientinnen und -patienten profitieren von dieser engen Verzahnung zwischen Wissenschaft und medizinischem Alltag. Dass diese Kultur des Miteinanders die DFG auch bei diesem Antrag überzeugt hat, veranschaulicht einmal mehr die in Dresden gezielt aufgebaute Exzellenz“, so der Medizinische Vorstand weiter.
Trotz der innovativen minimalinvasiven OP-Technologie ist sich Klinikdirektor Prof. Christian Thomas sicher, dass offene Operationen ihre Berechtigung behalten werden. Durch das Vorhalten einer breiten operativen Expertise profitieren nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch der ärztliche Nachwuchs. Dieser kann somit der an der Klinik umfassend in minimalinvasiven wie offenen OP-Techniken ausgebildet werden. "Letztendlich muss mit jeder Patientin und jedem Patienten in Bezug auf Voroperationen und Vorerkrankungen individuell entschieden werden, welches OP-Verfahren am optimalsten ist“, sagt Prof. Thomas.
MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden