Bei Verletzungen, aber auch spontan kann es dann zu lebensgefährlichen Blutungen kommen. "Um das zu verhindern, müssen betroffene Patienten regelmäßig mit Thrombozyten-Konzentraten transfundiert werden, deren Gewinnung sehr aufwendig ist", sagt Prof. Hermann Eichler, 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin (DGTI).
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 593.000 Thrombozyten-Konzentrate hergestellt. Etwa die Hälfte davon wurde mit einem sogenannten Apherese-Verfahren direkt aus dem Blut von Spendern isoliert; die andere Hälfte wurde aus Vollblutkonserven gewonnen. Blutplättchen sind sehr empfindlich. Anders als Vollblutspenden können sie nicht gekühlt gelagert werden. Wegen des dadurch erhöhten Risikos von bakteriellem Wachstum reduziert dies die Haltbarkeit auf nur fünf Tage. Thrombozyten-Konzentrate müssen deshalb rasch verbraucht und immer wieder nachproduziert werden. Aber nicht immer erreichen sie die Patienten rechtzeitig. "In Deutschland verfallen rund 15 Prozent der wertvollen Thrombozyten-Konzentrate entweder bei den Herstellern oder in den Kliniken", berichtet Eichler, der auch Direktor des Instituts für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlands in Homburg ist. Dies sei angesichts der Kosten von bis zu mehreren hundert Euro pro Thrombozyten-Konzentrat auch ein wirtschaftlicher Verlust, sagt er.
Neue Herstellungsverfahren sollen die Haltbarkeit der Thrombozyten-Konzentrate verlängern und damit die Verfügbarkeit erleichtern. Derzeit befinden sich zwei Verfahren (Mirasol und Theraflex) in der klinischen Entwicklung, ein Verfahren (Intercept) ist bereits für Blutspendedienste verfügbar. Allen ist gemein, dass bestimmte Bakterien, Einzeller und Viren unschädlich gemacht werden können, ohne dabei die Thrombozyten irreversibel zu schädigen. Man spricht dabei von einer sogenannten Pathogen-Inaktivierung. "Die Verfahren schädigen durch unterschiedliche Wirkmechanismen die Vermehrungsfähigkeit bzw. die Infektiosität möglicher Krankheitserreger, die dann keine Erkrankung oder Transfusionsnebenwirkung mehr auslösen können", erläutert Eichler.
MEDICA.de; Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.