"Eine Flechte ist eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen Pilzen und Algen. Wenn sich Pilzpartner in Flechten sexuell fortpflanzen, dann schießen die Sporen von ihren Fruchtkörpern wie Geschosse weg. Dies habe ich mir zu Nutze gemacht. Eine Petrischale besteht aus Boden und Deckel. Den Boden habe ich mit dem Nährmedium Agar versehen. In den Deckel habe ich die Fruchtkörper der Flechten gesetzt, die Petrischale kopfüber gestellt und darauf gewartet, dass sie ihre Sporen herausschleudern, die dann an der Decke, ursprünglich dem Boden der Petrischale, im Agar haften bleiben", erzählt Zakeri. Mit den auf diese Weise "eingefangenen" Sporen hat sie weitergearbeitet und Pilzkulturen erzeugt. Des Weiteren isolierte und kultivierte sie die passende Alge von jeder Flechte, um im nächsten Schritt die isolierten Flechtenpartner dann wieder zusammen zu kultivieren. Für diese Methode kann sie allerdings nur jene Flechten verwenden, die in ihren Thallus (Pflanzenkörpern) Fruchtkörper haben und die Sporen zur Fortpflanzung herausschleudern.
Die in den Flechten enthaltenen Stoffe spielen seit alters her in vielerlei Hinsicht eine Rolle – in der Medizin zum Beispiel als Heilmittel. In den Alpen etwa wird der sogenannte Altmännerbart gegen Husten und Fieber verabreicht, Isländisch Moos ebenfalls gegen Reizhusten, Bronchitis sowie Magen-Darm-Beschwerden.
"Trotz dieser Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten, vor allem als Grundlage für die Entwicklung neuer Antibiotika, und angesichts dessen, dass 700 Flechtenstoffe in ihrer chemischen Struktur aufgeklärt sind, gibt es bisher keine systematischen bioverfahrenstechnischen Ansätze, Flechten kontrolliert zu kultivieren und ihr Wachstum sowie ihre Produktion zu optimieren. Dabei liegt die Betonung auf bioverfahrenstechnischen Ansätzen. Diese Organismengruppe ist bislang weitgehend ungenutzt", sagt Dr.-Ing. Stefan Junne, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet.
MEDICA.de; Quelle: Technische Universität Berlin