Werden bei Operationen Nervenbahnen geschädigt, kann es zu schwerwiegenden Folgen für die Lebensqualität betroffener Patienten kommen sowie, damit verbunden, oftmals zu hohen Kosten für das Gesundheitssystem. Das sogenannte intraoperative Neuromonitoring (IONM), eine Methode, die es erlaubt, während der Operation die Funktionalität der eventuell in Mitleidenschaft gezogenen Nerven zu überprüfen, ist inzwischen für einige chirurgische Eingriffe in bestimmten Körperbereichen ein etablierter und evidenzbasierter Standard. Denn beispielsweise operative Eingriffe an Beckenorganen (zum Beispiel in der Kolorektalchirurgie) mit ihren äußerst feinen und komplexen Nervenstrukturen bringen hohe Risiken mit sich, zumal hier die Sicht für den Operateur durch den engen anatomischen Raum eingeschränkt ist.
Das ausgezeichnete, langjährig erfahrene, interdisziplinäre Team aus Industrie, Klinik und Forschung arbeitete über einen Zeitraum von einem Jahrzehnt gemeinsam an der technischen Entwicklung bis hin zur klinischen Etablierung eines intraoperativen Neuromonitoring-Verfahrens für die pelvinen Nerven (pIONM).
Die Arbeiten der letzten zehn Jahre wurden im Rahmen mehrerer vom BMBF geförderter Forschungsprojekte durchgeführt. "Mit diesen Projekten konnte eine verbesserte Nervenschonung und damit eine gesteigerte Patientensicherheit erreicht werden, wobei der Bogen ausgehend von der Laparatomie über die laparoskopische OP zur robotergestützen OP in einer vernetzen Umgebung gespannt werden kann. Für uns als Fraunhofer IBMT war es eine große Chance, in diesem inter- und multidisziplinären Team mitarbeiten und unsere Kompetenzen einbringen zu können", erläutert Klaus-Peter Hoffmann, Leiter der Hauptabteilung Biomedizintechnik des Fraunhofer IBMT. Die Herausforderungen für die Forscher des Fraunhofer IBMT lagen insbesondere auf technologischem Gebiet von der Simulation bis zur technischen Entwicklung und der Unterstützung einer Realisierung.
In den letzten Jahren konnte die inomed Medizintechnik GmbH durch die intensive Forschungsarbeit mit der Universitätsmedizin Mainz und dem Fraunhofer IBMT zwei Systeme mit der patentierten pIOM-Technologie auf den Markt bringen. Dank der Arbeiten des Teams um Karin Somerlik-Fuchs können nun wichtige Nerven, die zum Beispiel für eine ordnungsgemäße Blasenentleerung, die Enddarm- oder auch die Sexualfunktion relevant sind, zuverlässig ausgemacht und vor unbeabsichtigten Schädigungen während der Operation geschützt werden.
MEDICA.de; Quelle: Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT