Neue Ansätze in der Krebsforschung zielen verstärkt darauf ab, grundlegende Mechanismen der Tumorgenese und der pharmakologischen Therapie anhand von dreidimensionalen Zellmodellen schneller, einfacher und trotzdem sicher untersuchen zu können. Die Nachbildung von funktionalen Zellverbänden und Geweben im Labormaßstab eröffnet vielversprechende Möglichkeiten bei der Suche nach wirksamen Therapien. Dieser als Disease Modeling bekannte Ansatz ermöglicht insbesondere frühe Untersuchungen bei der Entwicklung neuer Verfahren, ohne auf die funktionale Komplexität menschlicher Gewebe gänzlich verzichten zu müssen. Sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit der personalisierten Diagnose und Therapie durch Einsatz patienteneigener Zellen und Gewebe.
Ganz wesentlich für den Erfolg des Disease Modelings sind technische Lösungen für die Kultivierung funktionaler 3D-Zellverbande, die sowohl trägerfrei als Sphäroide bzw. trägerbasiert auf 3D-Scaffolds aus gewebetypischen Matrixmaterialien angezüchtet werden. In Kombination mit nichtinvasiven Sensorverfahren wie der Bioimpedanzmessung werden entsprechende technische Lösungen im iba in Heiligenstadt entwickelt.
Prof. Dieter Beckmann, Sprecher des Vorstands und wissenschaftlicher Direktor iba hatte in 2018 ein Forschungs- und Entwicklungskonzept "iba 2025" erarbeitet. Ein Schwerpunkt dieses Konzepts liegt auf der Intensivierung der Zusammenarbeit des anwendungsorientierten Forschungsinstitutes mit der medizinischen Grundlagenforschung auf dem Gebiet der personalisierten Medizin und des Disease Modelings.
Die nunmehr vereinbarte intensive Zusammenarbeit der UMG mit dem iba basiert auf diesem Konzept. Beide Forschungseinrichtungen werden ihre bestehende wissenschaftliche Zusammenarbeit deutlich ausbauen und auf der Grundlage eines Kooperationsvertrags bündeln. Prof. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, und Prof. Dieter Beckmann unterzeichneten kürzlich einen Letter of Intent (LOI), in dem die konkreten Schritte zur zukünftigen Kooperation benannt sind. Dazu zählen neben vorbereitenden informellen Workshops auch die Etablierung einer gemeinsamen koordinierenden Lenkungsgruppe. Die UMG bringt ihre universitäre Expertise auf dem Gebiet der Grundlagenforschung und der klinischen Forschung ein, das iba sein ausgewiesenes, interdisziplinär-applikatives Know-how auf dem Gebiet technischer Systeme für die Lebenswissenschaften. Wichtige Aspekte sind auch die Bereitstellung technischer Systeme des iba für Forschungsaufgaben der UMG, die Verfügbarkeit von Probenmaterial für das iba sowie die gemeinsame Einwerbung von Forschungsgeldern, die Entwicklung und Vermarktung von Diagnose- und Therapiesystemen, somit die Verbesserung der medizinischen Versorgung insgesamt. Darüber hinaus zielt eine verstärkte Zusammenarbeit auch auf die Ausbildung des akademischen Nachwuchses. UMG und iba sehen dazu eine gemeinsame Professur vor.
MEDICA.de; Quelle: Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V.