"Ich freue mich sehr über diese besondere Förderung, die mir die ersten Schritte in die wissenschaftliche Selbstständigkeit ermöglicht“, erklärt Tran. Der Sprecher des Exzellenzclusters PMI, Professor Stefan Schreiber, betont: "Ich bin stolz darauf, dass ein Nachwuchswissenschaftler unserer Universität und unseres Entzündungsclusters diese bedeutende Auszeichnung erhalten hat. Dies ist vor allem Ausdruck der persönlichen Qualifikation von Dr. Tran.“ Dieser Erfolg unterstreiche auch die Notwendigkeit von translationaler Forschung innerhalb von strukturierten Clinician Scientist Programmen. "Nur so ist es möglich, neben der Patientenversorgung in der Klinik gleichrangig ambitionierte kliniknahe Forschungen betreiben zu können“, sagt der Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie (IKMB) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Leiter der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel. "In dem Projekt kommt erstmals die seit kurzem verfügbare Technik der räumlichen Transkriptomik zum Einsatz, um Darmgewebe molekular zu charakterisieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns die Ergebnisse einen Schritt weiter in Richtung einer individualisierten Therapie bringen werden. Die neue Technologie festigt unseren innovativen Standort hier in Kiel“, ergänzt Professor Philip Rosenstiel, Direktor am IKMB.
Florian Tran ist Wissenschaftler am IKMB und Assistenzarzt am UKSH, Campus Kiel. Übergeordnetes Ziel seiner Arbeit ist, chronisch entzündliche Darmerkrankungen in möglichst vielen Aspekten zu verstehen und damit die Therapie zu verbessern. In dem jetzt geförderten Projekt geht es um die Erkrankung Colitis ulcerosa. Die chronische Entzündung im Dickdarm geht mit häufigen Durchfällen und Bauchkrämpfen einher, schränkt das soziale Leben stark ein und erhöht das Risiko für Darmkrebs. Obwohl es prinzipiell sehr gut wirksame Therapien gibt, ist die Krankheitskontrolle im Einzelfall langfristig oft nicht ausreichend. "Wir wissen nicht, welche Therapie bei wem am besten wirkt und wie wir eine langfristige Remission, also die Freiheit von Symptomen und Entzündung, erreichen. Unser Ziel ist es, molekulare Marker zu entwickeln, die das individuelle Ansprechen auf eine bestimmte Therapie vorhersagen“, erklärt Tran. Hierbei kommt jetzt eine ganz neue Technologie zum Einsatz, die ortsaufgelöste Transkriptomik (Spatial Transcriptomics). "Mit dieser Methode können wir auf einer Gewebeprobe räumlich exakt verortet die genetische Information einzelner Zellen analysieren. Wir legen so eine Art Raster auf das Gewebe und können für jeden Rasterpunkt komplexe molekulare Signale erfassen“, sagt Tran, der bei der Auswertung von der Bioinformatikerin Dr. Archana Bhardwaj unterstützt wird. Verglichen werden Darmgewebeproben von Patientinnen und Patienten, die zwei verschiedene Therapien erhalten haben. Ziel ist molekulare Merkmale zu finden, die den Erfolg beziehungsweise Misserfolg des jeweiligen Therapieprinzip widerspiegeln. Außerdem soll geprüft werden, ob diese Merkmale geeignet sind, für eine bestimmte Therapie vorherzusagen, dass damit eine langfristige Beschwerdefreiheit erreicht werden kann.
MEDICA.de; Quelle: Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen