Von einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung sind rund fünf bis acht Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens betroffen, und bösartige Tumore (Malignome) sind eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Das Lebenszeitrisiko für jegliche Krebserkrankungen wird vom Robert Koch-Institut mit 45 Prozent angegeben - fast jeder zweite wird Zeit seines Lebens daran erkranken. Dass beide Krankheitstypen zusammentreffen, ist daher bereits aus reinem Zufall zu erwarten. "Darüber hinaus sind beide Erkrankungen aber auch über Immunmechanismen verbunden", erklärt Prof. Hanns-Martin Lorenz, Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Vorstandsmitglied der DGRh und einer der Initiatoren des MalheuR-Registers.
"Auch von der Rheumamedikation kann eine krebsfördernde Wirkung ausgehen", sagt Lorenz. Indem die Rheumamittel das Immunsystem ruhigstellen, reduzieren sie auch dessen Angriffslust gegen Tumorzellen. Die Frage, wie hoch das Malignomrisiko von Rheumapatienten ist, wird mit einem von drei Teilbereichen des neuen Registers adressiert, dem so genannten RheuMal-Register. In ihm werden Rheumapatienten erfasst, bei denen sowohl eine Rheuma- als auch Krebserkrankung vorliegt. "Erste Daten aus diesem Teilbereich zeigen bereits, dass Rheumapatienten durchschnittlich einige Jahre früher an bestimmten Krebsarten erkranken als Nicht-Rheumatiker", berichtet Dr. Karolina Benesova, Oberärztin der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg.
Therapierelevante Aussagen erhoffen sich die Initiatoren auch von den beiden anderen Teilregistern. "Im so genannten ParaRheuMa-Register geht es um rheumaähnliche Symptome, die im Rahmen einer Krebserkrankung entstehen", erläutert Benesova. Schmerzen im Bewegungsapparat seien ein häufiges – manchmal sogar das erste – Symptom einer Malignomerkrankung. Um die Krebsdiagnose zu beschleunigen wäre es wichtig, solche paraneoplastischen Beschwerden von tatsächlichem Rheuma unterscheiden zu können. Ein Ziel des Registers ist es daher, mögliche Unterschiede im Beschwerdemuster aufzudecken sowie der Frage nachzugehen, ob bestimmte Symptome gehäuft bei bestimmen Krebsarten auftreten.
Das dritte Teilprojekt letztlich bündelt Daten von Patienten, die aufgrund einer Krebstherapie rheumatische Symptome entwickeln. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der immunologischen Tumortherapie, die diese Nebenwirkung bei etwa jedem zehnten Krebspatienten unter Behandlung auslöst. "Gerade bei einer Therapie mit den neuen Checkpoint-Inhibitoren treten solche Symptome, die alle Organsysteme betreffen und viele verschiedene Rheumaarten imitieren können, fast regelhaft auf", sagt Prof. Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Rheumaeinheit des Klinikums der LMU München und Präsident der DGRh. Auch hier stelle sich die Frage nach der Unterscheidbarkeit, dem Verlauf der Symptome sowie die Frage, inwieweit eine antirheumatische Therapie den Erfolg der Krebsbehandlung gefährde.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.