Mit den in den vergangenen Jahren verbesserten Implantationstechniken und der Wahl zwischen verschiedenen Klappentypen (selbst- beziehungsweise ballonexpandierbare Klappen) ist das nur noch selten der Fall. "Doch auch heute kommt es bei etwa zwei bis drei Prozent aller TAVI-Prozeduren zu Schlaganfällen mit bleibenden Folgen", erklärt die Kardiologin und Professorin Tanja Rudolph, Oberärztin in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie am Herz- und Diabetes-Zentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen, in der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ.
Eine ähnliche Komplikation ist auch bei Gefäßaufweitungen und Stentimplantationen in den Halsarterien bekannt. Um zu vermeiden, dass Material mit in den Blutstrom über die Halsarterien in den Gehirnkreislauf gelangt und dort Gehirngefäße verstopft, sind spezielle Schutzsysteme entwickelt worden, so auch bei der TAVI. Hier hat man verschiedene Filtersysteme eingeführt, die die beiden großen Halsarterien (Arteria carotis) und zumindest eine der beiden kleinen Arterien (Arteria vertebralis) wie Schutzschirme schützen sollen.
In den ersten Studien, bei denen ein Schutzsystem verwendet wurde, fand sich kein Unterschied in der Häufigkeit an Schlaganfällen zwischen Patienten, die das System erhielten und solchen ohne Filterschutz. Allerdings hatten die verglichenen Patientengruppen auch ein unterschiedliches Risiko für Embolien, so dass der Vergleich der Daten schwer möglich ist. Inzwischen liegen auch Daten aus der praktischen Anwendung vor, die darauf deuten, dass gerade Hochrisikopatienten durchaus von einem Schutzsystem profitieren. Um das zu bestätigen, werden derzeit Studien durchgeführt, die den Nutzen von Protektionssystemen bei Patientengruppen mit verschiedenen Risiken für embolische Komplikationen vergleichen.
Aber wie lässt sich ein hohes Embolie-Risiko erkennen? In vielen Fällen gelingt das mit einer Echokardiographie über die Speiseröhre oder mit Hilfe einer CT-Untersuchung. "Jeder Patient, der einer TAVI erhält, sollte sich bei seinem Arzt vorab informieren, ob bei ihm ein erhöhtes embolisches Risiko vorliegt. Wenn dies der Fall ist, sollte für die Prozedur der Einsatz eines Protektionssystems erwogen werden", rät Rudolph.
Auch wenn die Schutzfilter nicht für alle Patienten mit einem Herzklappenersatz mittels TAVI geeignet sind, so haben sich bestimmte Gruppen mit hohem Risiko herauskristallisiert, denen der zusätzliche Filter nutzen kann. Der Einsatz eines Protektionssystems kann nach individueller Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt beispielsweise erwogen werden, wenn: bereits ein Schlaganfall erlitten wurde,
die neue Herzklappe in eine schon degenerierte alte Herzklappe implantiert werden muss ("Valve-in-Valve", eine Klappe-in-Klappe-Prozedur), bei den bildgebenden Verfahren verdächtige Auflagerungen in der Körperschlagader oder an der Herzklappe nachgewiesen wurden, die Aortenklappe sehr stark verkalkt ist oder der Patient noch sehr jung ist, da dann Schlaganfälle häufig besonders schwer verlaufen.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung