Die idiopathische Skoliose ist eine sich während des Wachstums entwickelnde Wirbelsäulenverkrümmung. Dabei ist die Wirbelsäule in sich verdreht und vermehrt seitwärts gebogen. Ab einem bestimmten Krümmungswinkel wird sie behandelt. Als technische Hilfsmittel für die häufigen Untersuchungen des Rückens gibt es neben dem Röntgen auch eine strahlungsfreie Methode: die Videorasterstereographie.
Im Auftrag des IQWiG haben Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen nun in einer Gesundheitstechnologiebewertung (Health Technology Assessment, HTA) untersucht, ob die Videorasterstereographie geeignet ist, das Röntgen in der Verlaufskontrolle zu ersetzen.
Der HTA-Bericht im Rahmen des IQWiG-Verfahrens "ThemenCheck Medizin" kommt zu dem Ergebnis, dass sich auf Basis der vorliegenden Studien nicht bewerten lässt, ob die Videorasterstereographie ein gleichwertiger Ersatz für das Röntgen ist. Für Patienten mit idiopathischer Skoliose wäre eine strahlungsfreie Untersuchung aber ein großer Vorteil. Deshalb sollten die offenen Fragen zum medizinischen Nutzen der Untersuchung durch geeignete Studien beantwortet werden. Da häufiges Röntgen Krebs verursachen kann, ist es wichtig, nach nebenwirkungsärmeren diagnostischen Alternativen in der Verlaufskontrolle zu suchen.
Die Wissenschaftler konnten keine Studie identifizieren, die in einem direkten Vergleich untersuchte, welches der beiden bildgebenden Verfahren – Röntgen oder Videorasterstereographie – zu einer zuverlässigeren Verlaufskontrolle und anschließend auch zu besseren Behandlungsergebnissen führt. Die Recherchen führten lediglich zu 4 Studien, die zeigen, dass die Messwerte zur Verkrümmung der Wirbelsäule zwischen Videorasterstereographie und Röntgen nicht gut übereinstimmen. Offen bleibt aber, ob die Abweichungen so groß sind, dass sie zu falschen Entscheidungen führen, also zum Beispiel eine Behandlung zu spät beginnt.
Es wurden auch keine Studien gefunden, in denen das Verhältnis der Kosten zum Nutzen untersucht wurde. Die Gesamtkosten für die Videorasterstereographie liegen bei rund 150 bis 200 €, von denen zwischen 105 bis 146 € vom Patienten selbst bezahlt werden müssen. Die Gesamtkosten des Röntgens in Höhe von knapp 70 € werden komplett von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Auf Basis der vorliegenden Studien lässt sich nicht sagen, ob die Videorasterstereographie in der Verlaufskontrolle ein gleichwertiger Ersatz für Röntgenuntersuchungen ist. Für Patienten mit idiopathischer Skoliose wäre es aber von Vorteil, wenn das Röntgen durch die strahlungsfreie Alternative ersetzt werden könnte. Deshalb sollten die offenen Fragen zum medizinischen Nutzen der Untersuchung durch geeignete Studien beantwortet werden.
MEDICA.de; Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)