Zur Behandlung von wenigen Hirnmetastasen gibt es mehrere Alternativen: Ob die einzeitige stereotaktische Radiochirurgie Vor- oder Nachteile im Vergleich zur mikrochirurgischen Resektion oder zur Ganzhirnbestrahlung hat, untersucht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zurzeit in einer Nutzenbewertung.
In der Gesamtschau aller verfügbaren Studienergebnisse lässt sich dabei bislang kein höherer Nutzen oder Schaden der stereotaktischen Radiochirurgie bei Patienten mit einer oder wenigen Hirnmetastasen im Vergleich zum operativen Entfernen des Tumors (Resektion) oder zur Ganzhirnbestrahlung (GHB) ableiten.
SRS versus Ganzhirnbestrahlung: Daten zur Sterblichkeit sind essenziell und unpublizierte Daten verhindern momentan valide Aussagen.
Produkte und Aussteller rundum Medizinische Ausrüstung und Geräte
Aussteller und Produkte zu diesem Thema finden Sie in der Datenbank der MEDICA 2021:
Gegenüber der GHB zeigte sich in den verfügbaren Studien für die Patienten nach SRS eine deutlich geringere Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung. Zudem benötigt die SRS nur einen Behandlungstermin und kann beispielsweise bei Fortschreiten der Erkrankung erneut durchgeführt werden.
Ab einer bestimmten Größe können die einzelnen Hirnmetastasen mithilfe einer mikrochirurgischen Resektion entfernt werden. Bei der SRS hingegen werden sie zumeist einmalig hoch dosiert mithilfe von Kobalt-60-Gamma-Strahlungsquellen bestrahlt. Durch den hohen Dosisabfall am Rand der behandelten Metastasen soll das umliegende gesunde Gewebe geschont werden. Bei der GHB die Strahlendosis auf mehrere Therapiesitzungen aufgeteilt und das gesamte Gehirn der Betroffenen bestrahlt.
Bei 50 bis 60 Prozent der Patienten, bei denen einzelne Hirnmetastasen operativ entfernt wurden, entwickelt sich innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach Resektion ein lokales Rezidiv. Sowohl die GHB als auch die SRS können zur begleitenden Behandlung nach einer Resektion herangezogen werden, um die postoperativen Resektionshöhlen und/oder weitere nicht resezierte oder neu auftretende Hirnmetastasen zu bestrahlen. Für den Vergleich der SRS mit einer Resektion sind aktuell vier abgeschlossene Studien relevant, aber nur für zwei davon wurden Ergebnisse veröffentlicht. Weil die Studiendaten fehlen, besteht die Gefahr, dass die Daten aus den veröffentlichten Studien nur ein verzerrtes Bild der Studienlage wiedergeben.
In insgesamt sechs randomisierten Studien wurde die SRS mit der GHB verglichen. Die beiden Bestrahlungsverfahren wurden in diesen Studien sowohl primär bei zuvor unbehandelten Hirnmetastasen als auch begleitend nach vorangegangener Metastasen-Resektion eingesetzt. Aus den Studiendaten lässt sich nur für eine Teilkomponente der kognitiven Funktion ein Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen der SRS im Vergleich zur GHB feststellen: Die Gedächtnisleistung von Patienten nach einer SRS war deutlich weniger beeinträchtigt als nach einer GHB. Für andere kognitive Funktionen sowie bei Aktivitäten des täglichen Lebens, bezüglich Nebenwirkungen und Komplikationen der Therapie und gesundheitsbezogener Lebensqualität zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Interventionen.
Zwar bietet eine SRS gegenüber der GHB die prinzipiellen Vorteile, dass die Bestrahlung einmalig erfolgt und dass sie bei Bedarf wieder eingesetzt werden kann. Allerdings blieb wegen der unpräzisen Daten unklar, ob die beiden Behandlungsoptionen eine vergleichbare Sterblichkeit aufweisen oder ob die genannten Vorteile mit einem früheren Versterben der Patienten einhergehen könnten.
Es hat sich aufgrund ausgeprägter Präferenzen in der Vergangenheit als schwierig erwiesen, bei Patienten mit Hirnmetastasen randomisierte klinische Studien zum Vergleich von nicht operativer, strahlentherapeutischer Behandlung auf der einen und neurochirurgischer Operation auf der anderen Seite durchzuführen
MEDICA.de; Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)