Blickt man in die Zukunft, so wird jetzt bereits darüber geforscht, aus den gemessenen Schlafdaten viel mehr raus zu filtern als bisher. Es wird untersucht, wie sich mit Hilfe von KI und Big Data aus der Masse der Daten aus dem Schlaflabor Muster erkennen lassen, die für weiterreichende Analysen oder gar Diagnostik bei chronisch kranken Patienten genutzt werden könnten. So wird eine Fülle von Daten derzeit kaum ausgewertet. Diese besser zu verstehen – auch dabei können digitale Auswertungen und Methoden der Medizininformatik helfen. Durch die Verwendung von bestimmten Algorithmen ist es dann auch vorstellbar, dass diese Auswertungen Risikopatienten erkennen.
"Wenn wir diese Möglichkeiten jetzt außer Acht lassen, kann es sein, dass die Schlafmedizin den digitalen Wandel verschläft und an Wert verliert. Tracker oder Schlaf-Apps sind aktuell zwar noch nicht wissenschaftlich und klinisch validiert, doch das ist nur eine Frage der Zeit. Denn auch hier steht der Markt nicht still. In ein paar Jahren könnten dann aus getrackten Daten zum Beispiel Schlafstörungen diagnostiziert werden. Das fordert den heutzutage etablierten Diagnostikpfad deutlich heraus. Hier müssen wir mit der Zeit gehen", betont Schöbel.
"Man forscht daran, dass die Messungen im häuslichen Umfeld umfassender möglich werden, weil dort der Schlaf ganz einfach am authentischsten stattfindet. Grundsätzlich sind die Schlaf-Apps deshalb eine vielversprechende Entwicklung in die richtige Richtung, aber sie liefern eben keine Daten, wie sie valide für eine schlafmedizinische Diagnostik notwendig sind", erklärt der Medizinphysiker und Somnologe Dr. Martin Glos, der an der Berliner Charité tätig ist. Die Messgeräte sollten ambulant zusätzlich zu Atmungs- und Herz-Kreislaufparametern zukünftig auch die Schlafstruktur - also die Erfassung der Phasen von Leichtschlaf, Tiefschlaf, Traumschlaf und Wachzeiten - verlässlich erfassen. Man forscht darüber hinaus an kontaktlosen Messmöglichkeiten, wie zum Beispiel mittels einer 3D-Tiefenbildkamera, über Geräuschmessungen, mittels Radartechnologie, oder durch computergestützte Auswertung von Bewegungen des Körpers, aber auch der Atmung und des Herzschlags, welche durch Sensormatten auf der Matratze erfasst werden können.
Andere neue Technologien, die man erforscht, sind zwar nicht vollkommen kontaktlos, tragen aber zu einer Miniaturisierung, vereinfachter Handhabung und größerem Tragekomfort bei. Wie zum Beispiel ein Kombisensor aus Mikrofron und Druckmesser, den man unterhalb des Kehlkopfes aufklebt, um daraus Atemfluss, Atemanstrengung und Schnarchen zu berechnen oder ein Fingerclip, welcher durch die Messung von Pulskurve, Pulsfrequenz, Sauerstoffsättigung und Bewegung Rückschlüsse auf die Schlafqualität liefert.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)