Die Europäische Union fördert das Vorhaben im Rahmen eines Interreg Netzwerk-Projekts für zunächst zwölf Monate mit insgesamt rund 120.000 Euro. Ziel des Gesundheitsinnovationsprojektes ist es, belastende Krankenhausaufenthalte speziell bei Leukämiepatienten zu reduzieren. Diese sind derzeit zur Überprüfung des Blutbildes während der Chemotherapie häufig und in kurzen zeitlichen Abständen notwendig. Neben der CAU und dem UKSH mit den Standorten Kiel und Lübeck ist auch das Universitätsklinikum der dänischen Region Seeland daran beteiligt, wo Dr. Mikkel Helleberg Dorff aus der Hämatologie im Krankenhaus Roskilde und Dr. Niels Henrik Holländer aus der Onkologie in Næstved für den dänischen Beitrag des „HomeHemo“-projekts verantwortlich sind.
Bei vielen Krebspatienten ist eine häufige Überprüfung des Blutbildes notwendig, um den Verlauf der Krankheit sowie den Erfolg und die Nebenwirkungen von Therapien überprüfen zu können. Speziell bei Leukämie-Erkrankungen, bei denen die Chemotherapie eine gestörte Blutbildung verursacht, wird unter anderem die Zahl der weißen und roten Blutkörperchen sowie der Blutplättchen laufend überwacht. Ärzte können so beurteilen, wann bestimmte kritische Grenzwerte erreicht sind und eine Bluttransfusion nötig wird. Im derzeitigen Behandlungsalltag bedeutet dies, dass Patienten manchmal sogar in 24- bis 48-stündigen Abständen für ein Blutbild ins Krankenhaus kommen müssen.
Das Projektteam sucht daher nach Wegen, um die Anzahl dieser belastenden Krankenhausaufenthalte zu reduzieren oder möglichst ganz zu ersetzen. Technisch gesehen ist die Durchführung von Bluttests außerhalb einer Praxis oder eines Krankenhauses unproblematisch. Es sind verschiedene Testgeräte zur Überprüfung diverser Blutparameter verfügbar, die sich grundsätzlich für die Nutzung durch medizinische Laien, also auch durch Patienten oder deren Eltern, eignen. Trotzdem gibt es verschiedene Hürden für eine Anwendung in häuslicher Umgebung. „Besonders schwierig kann das bei jungen Kindern sein“, sagt Prof. Schewe. „Hier ist dann zum Beispiel von den Eltern gefordert, Kinder zu beruhigen, ihnen die Angst zu nehmen und zugleich valide Testergebnisse zu gewinnen.“
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wollen die Projektpartner bereits im Sommer mit einer Pilotphase beginnen. Ziel ist es, die Selbsttests so zu optimieren, dass ihre Ergebnisse mit den routinemäßigen Tests durch medizinisches Personal übereinstimmen. Hierzu werden die Messungen der Selbsttests mit den klinischen Kontrollmessungen verglichen. In qualitativen Befragungen können die Betroffenen ihre Erfahrungen schildern und beschreiben, wie sie mit der Durchführung zurechtkommen und welche Probleme für sie aufgetreten sind. „Neben den Aspekten von Validität und Reliabilität der Messungen ist es uns wichtig, die Benutzerfreundlichkeit zu analysieren. Schließlich muss die Technik nahezu selbsterklärend für die Patienten sein.“, sagt Versorgungsforscher Frielitz. Darauf aufbauend wollen die Projektverantwortlichen ein Schulungsangebot entwickeln, dass Patienten und ihren Angehörigen die sichere und intuitive Anwendung der Tests vermitteln soll. Dass Krankenhaus-Kapazitäten und Gesundheits-Budgets so künftig geschont werden könnten, ist ein erhoffter weiterer Effekt des Projekts.
MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein