Beteiligt sind daran primär das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), das Universitätsklinikum Halle (Saale), das Universitätsklinikum Essen und das Universitätsklinikum Homburg (Saarland) sowie weitere Partner, wie regionale Krankenhäuser und die AOK Bayern. Die statistische Begleitung und Evaluation liegt für alle Standorte beim Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Prof. Rafael Mikolajczyk).
"Geplant ist, ein infektiologisches Netzwerk aufzubauen und eine App zu entwickeln. Mittels Telemedizin und App als Kommunikationsmittel können sich Kinderärzte umliegender nicht-universitärer Krankenhäuser zum Einsatz von Antibiotika von Experten beraten lassen. Damit stehen kompetente Ansprechpartner für eine gesamte Region zur Verfügung", sagt Dr. Stefan Moritz, der am Universitätsklinikum Halle (Saale) für das Projekt verantwortlich ist und dieses gemeinsam mit Prof. Johannes Hübner und Dr. Ulrich von Both vom Klinikum der LMU entwickelt hat.
"Wir möchten gemeinsam mit den Kollegen aus Halle das Konzept in der Regelversorgung etablieren und hoffen darauf, dass uns dies mit unserem interdisziplinären Ansatz gelingen wird. Unsere Erfahrung zeigt uns, dass wir handeln müssen", so Prof. Hübner, Leiter der Abteilung für Infektiologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU-Klinikums München.
Des Weiteren wurden Partner gesucht, die mit den Universitätsklinika in Essen und Homburg gefunden wurden. "Die Regionen weisen verschiedene Besonderheiten auf, wie beispielsweise Distanzen zwischen Krankenhäusern, hohe und mittlere Bevölkerungszahlen und die Einbettung in eher strukturschwache oder strukturstarke Regionen. Auf diese Weise haben sie Modellcharakter für andere Regionen in Deutschland", sagt Moritz. Perspektivisch sei dieser Ansatz für ganz Deutschland und inklusive niedergelassener Mediziner denkbar sowie auf den Antibiotika-Einsatz bei Erwachsenen erweiterbar.
Mit der App werden verschiedene Optionen geboten: Sie enthält einen Antiinfektiva-Leitfaden, es können aber dank des Telemedizin-Ansatzes auch gezielt Anfragen gestellt und Patientenfälle geschildert werden. Eine Antwort gibt es entweder direkt per Kurznachricht oder auch per Videokonferenz in Form eines telemedizinischen Konsils. Weitere Optionen seien wöchentliche Fallkonferenzen mit mehreren Partnern sowie Fortbildungen für medizinisches Personal, so Moritz und Hübner.
"Uns geht es darum, dass die kleinen Patienten gut behandelt werden. Dazu gehört, dass die Notwendigkeit einer antibiotischen Behandlung genau geprüft wird und sollte diese gegeben sein, diese mit der am besten passenden und gezielt wirkenden Substanz in der richtigen Dosierung erfolgt. Das medizinische Personal soll mit der App und uns als Ansprechpartner Ratgeber an die Seite bekommen. Unser Ziel ist es, dass mit besseren Kenntnissen, Fallbesprechungen und Austausch untereinander mittelfristig die Antibiotika-Gaben rationaler erfolgen, dadurch gesenkt werden können und folglich auch dem Entstehen von Resistenzen entgegengewirkt wird", verdeutlicht Moritz.
MEDICA.de; Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg