Im Projekt RoboLand – "Telepräsenz-Robotik im häuslichen Lebens- und Pflegearrangement von Personen mit Demenz im ländlichen Raum" – erforscht Prof. Bleses mit ihrem Team daher, welchen Beitrag Technik für zu Hause lebende Menschen mit Demenz leisten kann, um Selbstbestimmung, Mobilität und soziale Teilhabe zu ermöglichen, aber vor allem auch die Angehörigen zu unterstützen. Wissenschaftlicher Partner sind der Pflegewissenschaftler Prof. Thomas Beer von der Hochschule St. Gallen und Prof. Erwin Praßler, Informatiker und Experte für autonome Systeme an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Das technische System ist eine Art rollender Segway, auf dessen Lenkstange ein Tablet montiert ist. Das System namens "Double" der Firma Double Robotics wird per Pfeiltasten auf einem PC oder per Smartphone von den Angehörigen gesteuert. So können beispielsweise Kinder aus der Ferne ihre Eltern durch die Wohnung begleiten. Fünf Familien in zwei ländlichen Regionen in Hessen – im Vogelsbergkreis und in der Stadt Trendelburg im Landkreis Kassel – sind eingebunden und werden über dreieinhalb Jahre begleitet. Das Projekt RoboLand wurde im vergangenen Jahr vom GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen als Anwendungsbeispiel für eine Fallstudie ausgewählt.
Das Forschungsteam wertet Videos aus dem Alltag mit dem Telepräsenz-Roboter aus und beobachtet die Interaktionen, ohne selbst zu intervenieren. Es handelt sich um eine qualitative Langzeitstudie. Datengrundlagen sind Beobachtungen, Protokolle, videografische Aufzeichnungen von Situationen. Flankierend wurden dazu Interviews mit Angehörigen, den Personen mit Demenz – soweit deren Situation dies zuließ – sowie mit Pflegekräften geführt.
Die zentralen Fragen: Wie wirken sich die Kommunikation und Intervention durch Telepräsenz-Roboter auf Personen mit Demenz, deren pflegende Angehörige sowie professionell Pflegende aus? Sind Telepräsenz-
Roboter geeignet, Krisensituationen im Pflegealltag zu reduzieren bzw. zu vermeiden? Trägt dies zu einem Sicherheitsempfinden bei den Personen mit Demenz und deren betreuendem Umfeld bei? Und welche ethischen Fragestellungen ergeben sich?
Der Telepräsenz-Roboter bietet den Personen mit Demenz Potenzial zur Freude, Aktivität und Kommunikation und ermögliche sogar die (Wieder-)Entwicklung von Kompetenzen, beobachtete das Forschungsteam. "Eine der Personen mit Demenz fand sich zum Beispiel plötzlich in einer Situation wieder, in der sie die technischen Defizite des Systems und die Unsicherheit der Angehörigen beim Versuch, den Roboter in seine Landestation zu navigieren, durch gezielte Hinweise und Kommandos kompensierte", erläutert Prof. Bleses.
MEDICA.de; Quelle:
Hochschule Fulda