Eine andauernde maschinelle Durchspülung (Maschinenperfusion) mit einer blutähnlichen Lösung bei Körpertemperatur kann dazu beitragen, dass das Spenderorgan länger konserviert und weniger geschädigt wird. Zudem können Spenderorgane genutzt werden, die bislang als unbrauchbar abgelehnt werden mussten.
Schon vor Jahren wurde gezeigt, dass die kalte Maschinenperfusion von Nieren klinische Vorteile hat, und ist außerhalb Deutschlands mittlerweile vielerorts klinischer Standard. Im April 2018 veröffentlichte eine internationale Expertengruppe unter Federführung der Medizinischen Hochschule Hannover die INSPIRE Studie zur normothermen ex vivo Perfusion bei Körpertemperatur (mit dem transportablen Organ Care System, OCS) von Spenderlungen im Vergleich zur kalten Lagerung in der Kühlbox, mit der MHH als leitendem Studienzentrum.
Die Lunge wird im OCS beatmet und an einen künstlichen Blutkreislauf angeschlossen, der sie bei Körpertemperatur mit einer blutähnlichen Lösung und Nährstoffen versorgt. Das Gerät gibt den Ärzten bis zu zwölf Stunden Zeit, das Spenderorgan zu transportieren und die Lungenfunktion zu beurteilen und zu verbessern. So können Flüssigkeitseinlagerungen austrocknen und kann Schleim abgesaugt werden. "Das Organ erreicht den Empfänger in einem deutlich besseren Zustand als bei der bisher üblichen kalten Lagerung", erklärte Prof. Gregor Warnecke, Hauptprüfarzt der Studie und Leitender Oberarzt der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie..
Patienten, die ein Organ aus dem OCS erhalten hatten, litten seltener an einem frühen Transplantatversagen. "Das kann bedeuten, dass die Patienten kürzer beatmet und schneller entlassen werden", sagt Prof. Warnecke. "Durch das OCS wird die Transplantation zudem besser planbar - das kommt der Patientensicherheit zugute!", so Prof. Axel Haverich, Direktor der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.
Für die Herztransplantation steht das Organ Care System Herz zur Verfügung, welches in Großbritannien, Australien, Belgien und Österreich außerordentlich erfolgreich zur Wiederbelebung und anschließenden Transplantation von Herzen von Spendern nach Herz-Kreislauf-Tod genutzt wird. In Deutschland ist diese Organspende gesetzlich ausgeschlossen. Auch für Standardspender nach Hirntod wird das Organ Care System Herz erfolgreich eingesetzt. Daten zum sehr erfolgreichen Einsatz des Organ Care System Herz für komplex vor-operierte Herzempfänger in Deutschland (derzeit vor allem in Hannover und Freiburg) wurden auf dem DTG Kongress 2019 in Hannover präsentiert.
Wegen der verlängerten Konservierungszeit können auch Lungen und Herzen aus dem fernen europäischen Ausland nach Deutschland transportiert werden.
Auch in der Lebertransplantation liegen Ergebnisse von klinischen Studien vor. Zwei randomisierte internationale Studien zur Maschinenperfusion von Spenderlebern laufen derzeit, aus logistischen Gründen aber nur unter geringer deutscher Beteiligung.
Aufgrund dieser Vielzahl klinischer Studien gehen die Transplantationsmediziner davon aus, dass mit Hilfe der Maschinenperfusion die Erfolge der Transplantation verbessert werden können und mehr Patienten ein Organ zur Verfügung gestellt werden kann. In Deutschland kommt das System derzeit zwar bei der Lungen- und Herztransplantation zum Einsatz, wird aber nicht von den Krankenkassen finanziert. Für den Transport von Spendernieren werden trotz wissenschaftlich belegten Nutzens maschinelle Perfusionssysteme in Deutschland nicht eingesetzt.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Transplantationsgesellschaft e.V.