Forscher der Universität zu Lübeck konnten diesen Mechanismus nun um einen weiteren Indikator erweitern, der nicht nur auf der Distanz beruht, sondern versucht, die unmittelbare Umgebung miteinzubeziehen. Diese Erweiterung soll die dafür erhobenen Daten auf eine besonders sichere Weise schützen, indem die Informationen das eigene Endgerät gar nicht erst verlassen.
Mithilfe von KI-Methoden (Künstlicher Intelligenz) wird eine Schnittstelle in die Corona-Warn-App eingearbeitet, die die Umgebung während eines Kontakts durch Audioaufnahmen klassifizieren kann und einfache Aussagen wie "Waldspaziergang" oder "volles Zugabteil" trifft. Diese Aufnahmen werden nach der Klassifikation direkt und automatisiert gelöscht. Die erfolgten Klassifikationen können bei der Entscheidung, ob ein Kontakt als kritisch einzuordnen ist, unterstützend hinzugezogen werden und zugleich die Rekapitulation vergangener Aufenthalte für die spezifische Nutzung erleichtern.
Jegliche personenbezogenen Daten werden ausschließlich lokal auf dem jeweiligen Smartphone gespeichert. Es erfolgt keinerlei Kommunikation mit anderen Parteien und die Daten werden nur so lange gespeichert wie nötig, was bedeutet, dass nach Ablauf der 14-tägigen Frist der Corona-Apps eine sichere Löschung der Daten erfolgt.
Eine Situationsanalyse kann wertvolle Informationen für die infektiologische Einordnung eines Kontakts liefern, da je nach Umgebung die Ansteckungsgefahr variiert. Die Lübecker Forscher setzen genau hier an und wollen die Kontaktverfolgung unter Einbeziehung reichhaltiger Sensordaten des Smartphones mit einer KI-basierten Situationsanalyse verfeinern, ohne dass diese sensiblen Sensordaten die jeweiligen Endgeräte verlassen. Auf Basis von Nutzerrückmeldungen soll die KI-basierte Situationsanalyse kontinuierlich verbessert werden. Diese lokalen Verbesserungen können auf sichere Weise deutschlandweit zusammengeführt werden (mittels Privacy-Preserving Federated Learning), um beliebte Verbesserungen unter allen Nutzern zu teilen. Statistiken über Situationsanalysen sollen in einem zweiten Schritt deutschlandweit sicher zusammengeführt und mit Störungen versehen werden. Auf diese Weise soll garantiert werden, dass die Privatsphäre geschützt bleibt und keine Information über einzelne Endnutzer oder extrahierbar ist.
MEDICA.de; Quelle: Universität zu Lübeck