Schon heute gilt die Parkinson-Erkrankung als zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Deren steigende Prävalenz, auch in Deutschland, werten Experten als alarmierende Entwicklung. Lag die weltweite Krankheitslast 1990 noch bei 2,5 Millionen, ist die Anzahl der Parkinson-Patienten heute auf mehr als das Doppelte angewachsen (6,1 Millionen im Jahr 2016). Neben dem demographischen Wandel und der Alterung der Gesellschaft werden auch andere Ursachen für diesen starken Anstieg vermutet, wie etwa immunologische, metabolische oder umweltbedingte Faktoren.
"Derzeit gibt es keine Heilung bei der Parkinson-Erkrankung. Die Symptome lassen sich aber gut behandeln. Unser Behandlungsziel ist daher, die Selbstständigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten", sagt Prof. Günter Höglinger, erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG).
Wie positiv sich gezielte Trainingsprogramme auf die Parkinson-Krankheit auswirken können, zeigt eine neue Studie aus den Niederlanden, die den Einfluss eines regelmäßigen Ergometertrainings auf die die typischen Parkinson-Symptome, wie eine gestörte Motorik, untersuchte. In die doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Single-Center-Bewertung waren 130 Parkinson-Patienten im Alter zwischen 30 und 75 Jahren mit milder Symptomatik eingeschlossen, die eine stabile Antiparkinson-Therapie mit sog. dopaminergen Medikamenten erhielten. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip (im Verhältnis 1: 1) entweder für ein Ergometertraining (aerobe Interventionsgruppe) oder für Stretching-Übungen (aktive Kontrollgruppe) ausgewählt. Beide Gruppen erhielten ihre Anleitung über eine Motivations-App sowie ein Coaching (ein Hausbesuch und die zusätzliche Fernüberwachung per Telefon). Die Hometrainer der aeroben Übungsgruppe waren darüber hinaus mit einer Virtual-Reality-Software ausgestattet und konnten Real Life Videos abspielen – mit echten Landschaften, Höhen- oder Geschwindigkeitsprofilen – und boten so gamifizierende Elemente. Die Aufgabe war, sich mindestens dreimal pro Woche und in einer vorgegebenen Herzfrequenz auf dem Ergotrainer für 30 – 45 Minuten zu bewegen. Wie die Studienautoren ausführen, ist diese Trainingsart für Parkinson-Patienten gut geeignet und gehe mit einer niedrigen Sturzgefahr einher.
Das wichtigste Ergebnis nach sechsmonatiger Nachbeobachtungszeit: Bei Patienten mit mildem Schweregrad des Morbus Parkinson konnte das intensives Ergometer-Training mit digitaler Unterstützung und spielerischen Elementen die Verschlechterung der Symptome der Nervenerkrankung signifikant aufhalten. Der Anstieg des motorischen Scores ("Movement Disorders Society-Unified Parkinson Disease Rating Scale III", kurz: MDS-UPDRS III) während der sechsmonatigen Trainingsphase betrug in der aeroben Gruppe nur 1,3, aber in der Kontrollgruppe 5,6 (p=0,002). Diese guten Ergebnisse und die anhaltende Therapietreue der Probanden rechtfertigen nach Ansicht der Studienautoren, weitere Studien mit digital-gestützten, gamifizierenden Bewegungsprogrammen aufzulegen – mit größeren Patientenzahlen und längeren Laufzeiten.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.