Webanwendung: Programm zur Vorhersage neuer Wirkstoffe
Webanwendung: Programm zur Vorhersage neuer Wirkstoffe
17.07.2019
Wirkstoffe, die von bestimmten Bakterien hergestellt werden, sind oftmals noch schwieriger aufzuspüren als die Bakterien selbst. Denn Mikroben stellen manche Naturstoffe nur dann her, wenn sie sie benötigen – etwa um andere Bakterien abzuwehren.
Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben nun zusammen mit Kooperationspartnern eine Webanwendung veröffentlicht, die vorhersagen kann, welche Wirkstoffe das sein könnten. Dieses "Vorhersage-Tool" ist wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Papers, das ein internationales Team mit Jenaer Beteiligung heute im FachmagazinNature Chemical Biology veröffentlicht hat.
Prof. Christoph Steinbeck von der Universität Jena hat gemeinsam mit Partnern eine Webanwendung entwickelt, die vorhersagen kann, welche Wirkstoffe von einem bestimmten Enzym produziert werden.
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Die Webapplikation mit dem Namen "TransATor" sagt die Struktur von sogenannten Polyketiden voraus. Das sind Naturstoffe, zu denen auch Antibiotika wie Streptomycin gehören. Es gibt zwar Regeln, nach denen sich solche Vorhersagen bereits jetzt treffen lassen – diese sind aber nicht immer korrekt. Denn eine Reihe der dafür verantwortlichen Enzyme hält sich nicht an diese Regeln. Viele neue Wirkstoffe bleiben dadurch unentdeckt.
"In dieser aktuellen Arbeit wurde das dahinterliegende neue Regelwerk von unseren Kooperationspartnern an der ETH Zürich aufgedeckt und von uns in ein bioinformatisches Vorhersagesystem überführt", erklärt Prof. Christoph Steinbeck von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Alles, was man dazu braucht, ist die entsprechende DNA-Sequenz. Daraus lässt sich ableiten, wie das Enzym aufgebaut ist", sagt Steinbeck, der an der Webanwendung mitgewirkt hat. "Aus dieser Information berechnet das Programm den Wirkstoff, den dieses Enzym herstellen kann." So können anhand der DNA auch Wirkstoffe aufgespürt werden, die das Bakterium in dem Moment gar nicht produziert.
Bis die so aufgespürten neuen Naturstoffe in Medikamenten eingesetzt werden können, ist noch einiges zu tun: Schließlich müssen die vorhergesagten Strukturen erst einmal im Labor hergestellt und genau untersucht werden. Auch die Vorhersage will Steinbeck weiter verbessern. "Diese Polyketide sind oftmals noch nicht die Strukturen, die man am Ende vorfindet", erläutert der Jenaer Chemiker. "Unser Ziel ist, auch die Veränderungen vorherzusagen, die die Substanzen nach ihrer eigentlichen Herstellung in den Bakterien durchlaufen."