Gewürdigt wurden in der Kategorie "Kasuistik" Prof. Hans-Oliver Rennekampff (Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Rhein-Maas Klinikum), Dr. Nicola Hofmann (Wissenschaftliche Leitung, DGFG) und Martin Börgel (Geschäftsführer, DGFG). Bei dem in diesem Jahr ausschließlich online stattfindenden Deutschen Wundkongress präsentierte Rennekampff drei Fälle, bei denen bereits nach erstmaliger Amnionanwendung ein deutlicher Fortschritt erzielt werden konnte: "Bei einer absoluten Stagnation der Wundheilung und fehlender Therapieoptionen ist das Amnion wie eine Art Booster, welches die Wunde zur besseren Selbstheilung anregen soll. Dort sehe ich den Wert des Amnions", so Rennekampff.
Um diese Therapieoption Patienten vermehrt zugänglich zu machen, stellt die DGFG (humane) Amnionmembran für die klinische Anwendung bei chronischen Wunden zur Verfügung – unter der Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). "Während die Wirksamkeit der Amnionmembran international anerkannt ist, werden ihre Vorteile in der Patientenanwendung bisher noch wenig genutzt", meint Hofmann.
Dabei bestätigen die von Rennekampff demonstrierten Praxiserfolge die besonderen Qualitäten der Amnion: Die von der kindlichen Seite der Plazenta stammende Membran verfügt über wundheilungsfördernde und antientzündliche Eigenschaften, verhindert Narbenbildung und wird vom Immunsystem kaum abgestoßen. "Es zeigt sich einmal mehr, dass die Natur hier eine perfekte Lösung gefunden hat. Denn die Amnionmembran befindet sich zwischen zwei an sich fremden Immunsystemen, das von Mutter und Kind und führt daher zu keiner Abstoßungsreaktion oder Unverträglichkeit bei Patienten", so Hofmann.
Neben Wundheilungsstörungen, zum Beispiel beim diabetischen Fußsyndrom, kommt Amnion auch in ophthalmologischen Anwendungsgebieten in Form des AmnioClip-plus sowie im orbitalen, mund- und kiefer-chirurgischen Tätigkeitsbereich, in der gynäkologischen Chirurgie (Uterus und Vagina) und als temporärer Hautersatz bei thermischen Verletzungen zum Einsatz.
Aus einer Plazentaspende können unter Umständen mehrere hundert Amniontransplantate gewonnen werden. Anders als Organe werden Gewebe nicht unmittelbar transplantiert, sondern zunächst von geschultem Personal in spezialisierten Gewebebanken zu Transplantaten weiterverarbeitet. Im vergangenen Jahr konnte die DGFG mehr als 2.000 solcher Amnionpräparate vermitteln. "Wir erfahren immer mehr Zuspruch in der Amnionspende und -vermittlung, was nicht zuletzt dem wachsenden Netzwerk an kooperierenden Häusern geschuldet ist. Erfahrene Kollegen wie Prof. Rennekampff sind dabei wertvolle Botschafter, die die unkomplizierte Anwendung und immense Wirksamkeit von Amnion sichtbar machen", sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH (DGFG)