Viele Erkrankungen oder Verletzungen betreffen verschiedene Körperregionen und / oder -funktionen und bedürfen somit auch der Behandlung durch verschiedene Fachbereiche. Das gilt auch für die Schädelbasischirurgie. Dort liegen die Erkrankungen und Verletzungen in einem Grenzgebiet zwischen Gehirn, Schädelbasis und Gesicht, einem hochsensiblen Bereich mit vielen wichtigen Nerven und Blutgefäßen.
Tumoren wie z.B. die Vestibularisschwannome oder Verletzungen, wie etwa Frakturen, an der Schädelbasis bedürfen schon aufgrund ihrer Lage einer speziellen Behandlung, bei der viele verschiedene Fachrichtungen involviert sind."Aus diesem Grund haben wir am UKR eine spezielle interdisziplinäre Fallkonferenz etabliert", erklärt Professor Nils Ole Schmidt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKR, den Umgang mit den komplexen Krankheitsbildern im Bereich der Schädelbasis. In der sogenannten Schädelbasiskonferenz werden wöchentlich medizinisch komplexe Patientenfälle in interdisziplinärer Fachrunde erörtert. Grundsätzlich kann jede Klinik und Poliklinik am UKR seinen speziellen Patientenfall in dieser Runde vorstellen. Hierfür wurde ein Schema entwickelt, an welchem sich die Mediziner bei ihrer Diagnosestellung orientieren.
Wurde gemeinsam eine Behandlungsstrategie entwickelt, geht es in die nächste Phase der Zusammenarbeit. "Kommt es zu keiner Operation, dann leiten wir aufgrund der Fallkonferenz die notwendigen therapeutischen Maßnahmen ein. Müssen wir jedoch operativ tätig werden, dann geschieht das, wenn es das Krankheitsbild des Patienten verlangt, auch gemeinsam und interdisziplinär", so Professor Dr. Christopher Bohr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des UKR. Dabei kommen auch die computergestützte Navigation sowie das intraoperatives Neuromonitoring zum Einsatz, um Nervenschädigungen durch eine mögliche Verletzung funktionsrelevanter Nervenstrukturen und Blutgefäße zu vermeiden. Ist eine spezielle Diagnostik vor dem eigentlichen Eingriff notwendig, so wird das ebenfalls in der Schädelbasiskonferenz festgelegt und im Anschluss durchgeführt.
Auch nach einer Operation, beispielsweise nach der Entfernung eines Hypophysentumors werden die Patienten am UKR umfassend weiterbetreut. So wird bei hormonellen Störungen oder Ausfällen die Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I mit ihrem Schwerpunkt Endokrinologie hinzugezogen.
Genutzt werden zudem die universitären Strukturen des UKR, um sich stetig über wissenschaftliche Fortschritte und medizinische Neuerungen auszutauschen.
Neben der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie bringen auch die Kliniken und Polikliniken für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, für Neurologie, für Innere Medizin I, für Augenheilkunde und für Strahlentherapie sowie die Abteilungen für Neuropathologie und das Zentrum für Neuroradiologie des Instituts für Röntgendiagnostik ihre Expertise in das Zentrum für Schädelbasischirurgie ein. Von der Befundung über die Therapie bis hin zur Nachsorge. So ist es möglich das Wissen zu bündeln und die Chancen auf einen guten Verlauf oder die Heilung einer Verletzung zu erhöhen.Die Zertifizierung zeige, dass der beschrittene Weg stimme und zugleich Ansporn sei, weiterhin stetig an einer Optimierung der Patientenversorgung zu arbeiten.
MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikum Regensburg