Ein Instrument für solche Erhebungen und die Dokumentation von Beobachtungen sind zum Beispiel Smartphone-Apps, Online-Therapieprogramme oder Wearables. Da es Engpässe in der Versorgung von Patienten mit Depressionen gibt – Betroffene warten auf einen Termin beim Psychologen oft mehrere Monate –, zielen diese Anwendungen oft auf das Selbstmanagement der Patienten mit Depressionen ab.
"Patienten sollen mit der App als digitalem Begleiter ihren Lebensalltag so gestalten können, dass sie Depressionsschübe rechtzeitig erkennen und Hilfe oder Hinweise bekommen, wenn es ihnen schlechter geht," erklärt Datenschutzexperte Prof. Andre Döring.
Eine solche App ist zum Beispiel Arya. Ängste und Sorgen sind für die Betroffenen besonders im Alltag gegenwärtig. Genau dort setzt die App an, denn auch das Smartphone ist inzwischen zu einem ständigen Begleiter geworden und kann daher vor allem im alltäglichen Leben Hilfe leisten. Mit Arya können Patienten ihre Emotionen und dazugehörige Verhaltensmuster festhalten und werden zu Aktivitäten angeregt, die ihr psychisches Wohlbefinden steigern. Die Glücksmomente werden gespeichert, sodass sie in depressiven Phasen abrufbar sind. Die Therapie wird dadurch in den Alltag integriert.
Vor allem am Problem der Versorgungsengpässe setzt das STEADY-Projekt der Stiftung Deutsche Depressionshilfe an. "Mit dem STEADY-Projekt wollen wir das Selbstmanagement der Betroffenen stärken. Ziel ist der Aufbau eines Systems, über das Menschen mit Depressionen die vielen vorhandenen Daten über ihre Körperfunktionen, ihr Verhalten und die Umwelt verwalten und besser nutzen können," fasst Hegerl die Ziele der Plattform zusammen. Diese Daten werden mit Hilfe von Sensoren in Smartphones oder Wearables erhoben. "Unser Grundgedanke ist es, Daten unter anderem zum Schlafverhalten, zu Bewegung und Bewegungsmustern, zu Sprechgeschwindigkeit und -lautstärke, Herzrate, Hautleitfähigkeit und Handynutzung selbst systematisch zu erheben und den STEADY-Nutzern aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Der Einzelne soll lernen, mit Hilfe dieser Daten besser mit seiner Depression umzugehen."