"In der Onkologie ist die personalisierte Medizin am greifbarsten und am weitesten entwickelt, weil wir hier über sehr viele neue Medikamente verfügen, die einen gezielten Eingriff in Krankheitsprozesse erlauben," meint Prof. Malek.
Zur Anwendung kommen bei der Behandlung zum Beispiel Monoklonale Antikörper, die am Zelläußeren verhindern, dass Wachstums- und Vermehrungssignale in der Tumorzelle ankommen. Im Gegensatz dazu dringen Tyrosinkinaseinhibitoren – "Kleine Moleküle" – in die Zelle ein und unterbrechen hier die Signalkette. Sogenannte Angiogenesehemmer unterbrechen die Durchblutung und damit Versorgung des Tumorgewebes, sodass es für das Immunsystem angreifbar wird.
Anders als bei dieser zielgerichteten Therapie werden bei der aggressiven Chemotherapie alle schnell wachsenden Zellen angegriffen, sodass auch gesunde Zellen geschädigt werden. Sie ist wesentlich unspezifischer und hat extreme Nebenwirkungen – Nachteile, die es bei der personalisierten Krebstherapie nicht gibt.
Die Therapiewahl geschieht insbesondere auf Grundlage des genetischen Tumorprofils. "Wir beziehen aber mittlerweile auch Immuntherapie, Peptidvakzinierung und individualisierte Strahlentherapien mit ein. Die neuen Technologien und der interdisziplinäre Austausch haben in meinen Augen gerade für Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, denen wir früher keine weiteren Therapien mehr aufzeigen konnten, weitere therapeutische Möglichkeiten eröffnet," ergänzt Malek. Der interdisziplinäre Austausch geschieht im Rahmen sogenannter Tumorboards, in denen Experten verschiedener Disziplinen mögliche Therapien für einzelne Patienten besprechen und auswählen. So wird in Zukunft vermehrt die Kombination unterschiedlicher Behandlungsansätze zum Einsatz kommen, um dem Patienten die bestmögliche Therapie für sein individuelles genetisches Profil zu geben.